Am Samstag, aufgrund von permanentem Regen, stattete ich dem "National Museum of Modern Art" in Kyoto einen Besuch ab. Dort traf ich zunächst, den britischen Designer (der niemals Design studierte) und Rennradfan (er wäre gerne professioneller Radrennfahrer geworden, hatte allerdings einen schweren Radunfall, der im einen Strich durch diesen Plan machte) Paul Smith (zumindest virtuell) in der Ausstellung "Hello my name is Paul Smith", einer Wanderausstellung des königlichen Designmuseums in London. Dieser Mensch ist eine beeindruckende Persönlichkeit und entwirft und vertreibt Produkte, deren Stil mir sehr gefällt (das war jetzt der Wink mit dem Zaunpfahl an alle Menschen, die mir irgendwann einmal wieder etwas schenken wollen ;o): aufgrund seiner niemals explizit erlernten und deshalb eher eingeschränkten Designfähigkeiten, sind seine Entwürfe stets schlicht und eher unbunt, sind qualitativ aber stets hochwertig und haben immer irgendwo einen "Hingucker" (sei das jetzt ein bunter Knopf oder ein buntes Knopfloch an einem schlichten weißen Hemd, ein stark grafisch gemustertes Futter in einem klassischen Sakko oder ein auffälliges Muster auf einem gestrickten Pullover aus Kaschmir. Sehenswert!
Anschließend ging ich noch in den Gion-Distrikt, denn dort sind die Geishas, die (wie Sie schon wissen in Kyoto "Maikos und Geikos" heißen, am Arbeiten und abends gegen 17.30 regnet man dann doch so einigen auf der Straße... Die "Show" im "Gion Corner", die ich ebenfalls noch besuchte, ist zwar etwas touristisch, sie zeigt aber doch recht eindrücklich, welche traditionellen Künste Japan ausmachen.
"Gion Corner" Kyoto |
Tanz der Geikos |
Japanisches Puppenspiel |
Bereits am Abend des vergangenen Sonntags - nach einem sehr leckeren Sushi-Abendessen im Restaurant "Tsukiji Sushisei" ("Tsukiji" heißt übrigens "Fisch"), bei dem ich mich mit meinem Sitznachbarn an der Bar, einem japanischen Geschäftsmann, sehr gut unterhielt - beschloss ich, dass mein Bedarf an Übernachtungen in den Schlafsälen irgendwelcher Hotels nun gedeckt ist (die erste Nacht in Kyōto, mit einer schnarchfreien Taiwanesin, mit der ich zum Abschied noch einen Cocktail über den Dächern von Kyōto trank, war super, in der zweiten und dritten dann wurde ich von einer beleibteren Japanerin mit ihren Schlafgeräuschen doch sehr gequält...;o) und buchte mich für die Nacht von Montag auf Dienstag in einem historischen traditionellen japanischen Ryokan (dem Ryokan "Kinokuniya) in Hakone, am Fuße des Fujiyama, ein - mit Halbpension, man gönnt sich ja sonst nichts ;o)
Am Montagmorgen allerdings wollte ich meine Anwesenheit in Kyōto noch einmal nutzen und den "Philosophenweg" angehen, bevor es mit dem Shinkansen weiter nach Hakone gehen sollte. Bereits am Vorabend hatte ich versucht, herauszufinden, von welchem Steig am Busbahnhof die Linie abfährt, die ich dafür würde nehmen müssen. Seltsamerweise fand ich keine Linie 5, nur eine Linie 5 South und beschloss, dass das die richtige sein muss. Gedacht, getan. Nach einer einstündigen Fahrt durch Kyōtos "Wallachei" kam ich an der Endstation an, ohne jedoch die Haltestelle gefunden zu haben, an der der "Philosophenweg" beginnt. Unterwegs allerdings war mir auf meinem Buslinienplan aufgefallen, dass die Linie 5 South tatsächlich, wie zu vermuten stand, in den Süden fährt, während die korrekte Linie 5 in den Nordosten von Kyōto fährt, wo sich mein Ziel befunden hätte. Also, wieder zurück zum Ausgangspunkt... Dort angekommen (wieder eine gute Stunde später...), erkundigte ich mich zur Abwechslung mal bei einem Busfahrer, von wo die Linie 5 denn abfährt. Und siehe da, es gab noch ein paar Haltestellen, die ich übersehen hatte. Zwar warf mich das nun in meiner Zeitplanung um gut zwei Stunden zurück, aber ich machte mich noch einmal auf, diesmal mit dem richtigen Bus, um diesen Weg gehen zu können, der der schönste von Kyōto sein soll, und dem immer etwas blüht und den bereits der Philosoph Nishida Kitarō gegangen sein soll, während er über das Leben nachdachte. Diesmal lief alles glatt. Und ja, der Weg ist schön, geblüht hat allerdings, abgesehen von ein paar Hortensien nicht so viel, aber grün war, aufgrund der vermutlich reichlichen Regenfälle der aktuellen Regenzeit in großem Maße vorhanden :o)
Danach: auf nach Hakone! Das "Kinokuniya" liegt hoch in den Bergen von Hakone (am Fuße des Fujiyama, des Berges, der für Japan steht wie kein zweiter) und man erreicht es erst, nachdem man vom Bahnhof "Odawara" aus (an dem man noch mit dem Shinkansen ankommt) zunächst die S-Bahn genommen und danach noch 30 Minuten Bus gefahren ist. Die Belohnung für diese etwas weitere Anreise ist allerdings gewaltig. Inmitten von überwältigender grüner Bergnatur liegt ein großes japanisches Ryokan mit einem privaten und zwei öffentlichen Onsen. Die Zimmer sind, ganz wie es sich gehört, mit Tatami- (=Reisstroh) Matten ausgelegt, auf denen ein Futon mit Bettzeug ausgebreitet liegt. Was ich vorher allerdings nicht wusste: dass das Abendessen hier pünktlich um 18.30 Uhr serviert wird. Ich kam rund 20 Minuten später erst mit dem Bus an. Da im Hause "Kinokuniya" der Service aber ganz groß geschrieben wird, wurde ich direkt an mder Bushaltestelle empfangen und quasi nach einem Schnell Check-In direkt in den Speisesaal gebracht, wo ich den Vorsprung der anderen Gäste dann erstmal wieder wettmachen musste ;o)
Das Abendessen, dessen küchentechnisches Niveau ich als Europäer nicht 100% beurteilen kann (aber ganz schlecht kann es nicht gewesen sein, immerhin waren außer mir - abgesehen von zwei Amerikanern - nur Einheimische da, es hat geschmeckt und ganz billig war der Spaß auch nicht ;o) war der Hammer, vor allem an einem Tag, an dem ich, abgesehen von etwas Gebäck am Morgen und einem japanischen Sandwich (Sie erinnern sich an meine Erfahrungen in Hiroshima?!) noch nichts im Magen hatte.
Japanisches Essen, das bedeutet vor allem: ganz viele kleine Schüsselchen, Gläschen und Töpfchen, voll mit, in Konsistenz, Farbe und Geschmack völlig unterschiedlichen, warmen und kalten Dingen, dazu Reis und verschiedene Sojasaucen und ja, natürlich: Stäbchen :o) Zwar bereitet mir das Essen mit den Stäbchen keine Schwierigkeiten, was man jetzt nun aber hintereinander, miteinander, mit Stäbchen oder dann doch auch wieder ohne (zum Beispiel Suppe und andere flüssige Dinge immer eher "trinken" oder noch besser "schlürfen" ;o), das ist mir dann doch immer wieder schleierhaft. Da ich das, als Essneuling in Japan, aber ja doch eigentlich nur falsch machen kann, denke ich darüber nicht nach, sondern esse die Dinge so (ich beiße Sushi auch vom Stäbchen ab, was eigentlich gaaar nicht geht, wenn ich Angst habe, sonst an dem Rohfischreisbrocken zu ersticken ;o) und in der Reihenfolge sowie Kombination, wie es mir eben schmeckt.
Zu meiner Übernachtung im Ryokan gehörte ebenfalls ein 30 minütiger Aufenthalt im privaten Onsen (Sie erinnern sich: heiße Schwefelwasserquelle?), den ich für nach dem Abendessen, um 22.00 Uhr buchte. Nach einem ausgiebigen Bad in dem mind. 45 Grad warmen Wasser (geschätzt!) war ich dann auch bettreif und schlief wie ein Stein.
Am nächsten Morgen fragte ich mich dann beim Weckerklingeln um 7.00 Uhr dann allerdings schon, warum ich nicht den Frühstücksslot um 8.30 Uhr gewählt hatte. Mit dem Gedanken, mich ja nach dem Essen und vor dem Check-out noch eine Runde hinlegen zu können, ging ich also frühstücken. Japaner pflegen kein süßes Frühstück, stattdessen gibt es bereits morgens Suppe, Salat, frietiertes Fleisch, Kartoffelsalat, Reus und (seeehr wichtig!) pochierte Eier - damit sollte man zurecht kommen :o) Es gab allerdings schon auch frisches Obst und immerhin etwas, das zumindest von außen an Croissants erinnerte zusammen mit (sehr bescheiden, aber man konnte ja mehr als eines nehmen - Jaoaner scheinen nämlich keine Vorstellung davon zu haben, wie viel Marmelade auf so ein Geböckstück am Morgen wirklich drauf muss ;o) portionierter Erdbeermarmelade. Die pochierten Eier übrigens, schlägt man direkt an der Station des Büffets, an der sie sich befinden auf (ist nicht so schwer, wie man zunächst vermutet) und packt sie sich, ohne Schale, in ein Schüsselchen. Man ist sie mit einer Sojasauce - nichts für schwache Nerven :o)
Aus meinem Nickerchen nach dem Frühstück wird dann übrigens nichts, denn mein "Bett" ist nach dem Essen, als ich wieder auf mein Zummer komme, von den fleißigen Angestellten bereits weggeräumt worden :o( Dafür geht's dann hinaus in den Regen, denn es gueßt wie aus Eimern in Hakone, nicht jedoch ohne vorher sämtliche Gepäckstücke mit Hilfe des Rezeptionisten in Plastik verpackt zu haben :o) Nach meiner Ankunft unten im Ort, verstaue ich mein Gepäck zumnächst in den Schließfächern am Bahnhof und beschließe, dem Wasser zum Trotz (das mit der "schlechten Kleidung" kennen Sie ja schon...), mir den Ort noch etwas genauer anzuschauen. Und hier kommen wir zu dem Grund, warum mir die Anschaffung einer neuen Kamera direkt bevorsteht. Da mein Smartphone "nur" rund 330 Bilder mit seinem Speicher erfassen kann, baumelt mir während des Spaziergangs meine (relativ große) Digitalkamera um den Hals. Aufgrund eines fehlenden Regenschirms und einer Ausstattung mit lediglich einer Regenjacke, hat sich im Spritzwasser deren Display leider bereits nach rund 20 Minuten aus dieser Welt verabschiedet und es flackert nur noch grün-weiß-gestreift... Darüber hinaus stelle ich fest, dass ein Spaziergang bei diesem Regen echt gar keinen Spaß macht und kehre wieder um zum Bahnhof.
Nach der idiotensicheren Weiterfahrt mit dem Shinkasen, einem innerstädtischen Zug, der Metro und dem Video "How to find the way..." meines Airbnb-Gastgebers bin ich nun also in Tokio gelandet und werde gleich mal fragen, wo hier der nächste Media Markt ist ;o)
P.s.: Nun ist es soweit, dass ich meine Posts vom Smartphone aus machen muss (zumindest habe ich bislang keinen "Gemeinschaftsvomputer" ausmachen können und das Datenübertragungskabel für meine Kamera habe ich ebenfalls nicht zur Hand, dort befinden sich aber ja seit gestern meine Fotos...) und sie deshalb zunächst weder editieren, noch Ihnen Bilder hinzufügen können werde. Ich werde das sicherlich nachholen sobald ich wieder anständiges digitales Werkzeug zur Hand habe und hoffe, dass Sie einfach in den kommenden Tagen und Wochen noch einmal einen Blick auf die nachfolgenden Posts werfen werden.
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