Montag, 27. Januar 2020

No Glamping

In der Woche, an deren Ende mein Umzug stattfinden soll, bin ich wieder alleine. Der KSM geht die erste Woche im neuen Jahr zur Arbeit. Ursprünglich bestand der Plan, dass er in der kommenden Woche, die meine erste auf der neuen Stelle sein wird, nach Australien fliegt, um dort ein großes internationales Rennen als Ingenieur zu betreuen. Dafür hatte er eine Woche Urlaub eingereicht. Nun hat sich aber in der vergangenen Woche herauskristallisiert, dass das Auto, das er in Australien hätte betreuen sollen, von der verantwortlichen Logistikfirma vergessen wurde zu verschiffen (ja, da fällt einem nichts mehr ein, oder?) und in einem Hafen stehen geblieben ist. Auf dem Seeweg würde es nun zu lange brauchen und nicht mehr rechtzeitig in Australien zur Verfügung stehen. Glück für mich, denn so wird der KSM ab Samstag wieder mit mir am Start sein, zunächst um die neue Wohnung im Hochsauerland (Achtung, externer Inhalt!) einzuräumen, dann um die letzte Woche des Januars mit mir in Oberfranken (Achtung, externer Inhalt!) zu verbringen und schließlich um mit mir dann räumlich umzuziehen. 😀

Am Montag schenkt mir aber erst einmal mein Grafikkollege eine Tafel Schokolade (Julias Kinderschokolade - Achtung, Werbung!), die ihm am Wochenende wohl iwo über den Weg gelaufen ist.  Darüber hinaus hatte eine Kollegin am Sonntag ihren Geburtstag und daher am montag zwei Kuchen im Gepäck, was will man mehr?! Ich freue mich, so kann die Woche weitergehen. 😁



Am Montagabend gehe ich zum letzten Mal ins Schwimmtraining nach Rehau (Achtung, externer Inhalt!) und bekomme von den Kolleg*innen ein sehr liebes Abschiedsgeschenk: eine Pullbuoy mit Unterschriften von allen in einem echt "Frängischen" Beutel (Bassd scho, gell?! 😉). 


Am Dienstagabend treffe ich mich mit dem kleinen Inder, der mir von gut zwei Jahren einmal über den Weg gestolpert ist (weil er im Hallenbad wissen wollte, wie man richtig schwimmt und mich daraufhin angesprochen hat😊). Ich gebe zu, dass ich nicht richtig begeistert darüber bin, dass er als "Freundin" (für mich ist das eher eine Bekannt- als eine Freundschaft) so beharrlich an mir festhält und nicht damit aufhört, mir zu sagen und zu schreiben, wie inspirierend ich (für ihn und andere) so sei. Mir ging es sogar zeitweise richtig auf die Nerven, dass er - obwohl ich schon sehr deutlich und fast unfreundlich wurde damit, ihm zu sagen, dass ich einen zu nahen Kontakt mit ihm gar nicht möchte - einfach nicht aufgehört hat, mich zu kontaktieren. 

Ich war im vergangenen Jahr so mit mir selbst beschäftigt, damit die Beziehung zum KSM aufrechtzuerhalten bzw. sie endlich auf die Reihe zu bekommen und mich, zusätzlich dazu, aus der Situation eines Jobs heraus zu manövrieren, in dem ich mich unterfordert fühlte, dass ich das Gefühl hatte, nicht auch noch ihm ein offenes Ohr bieten zu können - zumal mich seine sehr offene Art, mit meinem recht deutschen und tendenziell eher verschlossenen Wesen - sehr befremdete. Aber er gab nicht auf. Und so gehen wir nun noch ein letztes Mal zusammen etwas trinken, nachdem wir uns bislang ein oder zweimal bei ihm zuhause getroffen hatten und ich ihn (eig. eher aus Freundlichkeit, weil er gar so beharrlich blieb 😊) zu meinem 35. Geburtstag eingeladen hatte (Sie erinnern sich?).

Er muss 2020 seine Masterthesis abgeben und steht, nach einigen Schwierigkeiten, hierfür eine Stelle in der Industrie zu finden (was aus den hanebüchensten Gründen letztlich gescheitert ist und mir ehrlicherweise auch etwas Fremdscham ins Gesicht treibt für die Firma, die ihn letztlich dafür einstellte und ihm dann nach 6 Wochen wieder einen Aufhebungsvertrag anbot, weil klar war, dass sie die fundierte Betreuung der Thesis überhaupt nicht schaffen kann). Er hat, was Bewerbungen allgemein angeht, eine echte Berg- und Talfahrt hinter sich und ich habe tatsächlich versucht, ihm dabei, so gut es ging zu helfen. Sein Praxissemester konnte er schließlich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, bei einem großen Unternehmen in meiner Geburtsstadt absolvieren, dort konnte er aber seine Masterthesis nicht schreiben, die er schließlich als reine Hochschularbeit erarbeitet, betreut von zwei Professoren, die ihm scheinbar auch nicht immer nur Gutes wollten. Ich habe keine Ahnung, ob seine Schwierigkeiten, im Rahmen einer Hochschulausbildung Stellen und Unterstützung zu finden, normal und für jeden Hochschüler gleich sind, mein Gefühl aber sagt mir, dass die Ressentiments und Schwierigkeiten, zumindest zu einem Teil, auch damit zusammenhängen, dass er ganz klar optisch und spätestens, wenn er spricht, nicht als Deutscher zu identifizieren ist. Und erschreckenderweise kann auch ich mich hier nicht völlig davon freisprechen innere Hemmung ihm gegenüber zu haben.

Den Abend erwarte ich daher mit gemischten Gefühlen. Wir treffen uns im Biersalon Trompeter (Achtung, Werbung!) und verbringen dort ein paar Stunden zusammen. Wir unterhalten uns über die Masterthesis, meine neue Stelle und das Leben an sich. Mein Gegenüber ist verheiratet, seine Frau und seine kleine Tochter leben noch in Indien, zusammen mit seinem Vater. Der feste Plan ist aber, dass Frau und Tochter nachkommen sobald er in Deutschland eine Stelle gefunden hat, die Familie möchte hierher kommen, sich hier integrieren und hier auch bleiben. Es war der eigentliche Plan, dass der kleine Inder (wie ich ihn in meinem Kopf, freundlich und ohne es böse zu meinen, nenne) zu Weihnachten 2019, zwei Jahre nachdem er hier angefangen hat, im Master zu studieren, einmal wieder in die Heimat fliegt, um dort Frau und Kind physisch wieder zu sehen, dieser Plan musste jedoch auf der Strecke bleiben, zu viel Geld hätte er von den Ersparnissen verschlungen, mit deren Hilfe er sich hier das Studium finanziert. Nebenher übrigens, um die Ersparnisse nicht komplett aufzuzehren, geht er quasi seitdem er hier mit dem Studium angefangen hat, arbeiten, um etwas dazu zu verdienen: anfangs hat er geputzt, mittlerweile arbeitet er, als Vegetarier, bei einer bekannten Fastfood-Kette (Achtung, Werbung!), deren Geschäftsmodell darauf fußt, möglichst viel Hähnchenfleisch als Gerichte unter die Leute zu bringen. Seine Frau übrigens, so habe ich das wenigstens verstanden, geht nicht arbeiten, sondern kümmert sich in Indien um die gemeinsame Tochter und den Vater. Ich komme an diesem Abend nicht umhin, ihn für seine Beharrlichkeit, Geduld und Ausdauer zu bewundern und für die Ruhe, die er bei all der Anstrengung an den Tag legt (wenn ich doch auch schon das ein oder andere Mal erlebt habe, dass es ihn durchaus aus dem Tritt kommen lässt, wenn die Dinge einfach nicht so geschmeidig laufen, was einfach ganz normal ist 😊).

An diesem Abend verabschieden wir uns und ich wünsche ihm von Herzen viel Erfolg für den Abschluss seiner Masterarbeitet sowie für die anschließende Suche einer Arbeitsstelle hier in Deutschland. ehrlicherweise bin ich mir an dem Abend sehr sicher, dass es lange dauern wird, bevor wir uns ggf. iwann an einer ganz anderen Stelle im Leben, wenn überhaupt, einmal wiedersehen werden.

Das ist an dem Abend übrigens meine Frisur: schauen Sie mal, wie lange meine Haare mittlerweile schon geworden sind! Ich bin begeistert. 😊




Der kleine Inder schenkt mir übrigens nachträglich noch etwas zum Geburtstag: einen Elefanten von Schleich (Achtung, Werbung!), einer Firma, bei der ich mich, noch während meiner Zeit auf der Schwäbischen Alb, als Produktmanager beworben hatte, wo ich allerdings damals nicht unterkommen konnte. Er findet, ein Elefant stünde als Symbol gut für mich als Menschen, ich sei stark, durchsetzungsfähig, ruhig und ein Führungscharakter ... hm. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das auch so sehen kann. Darüber hinaus bekomme ich Schokolade und von ihm selbst gemachtes Essen. 😊



Am Mittwoch gehe ich ein letztes Mal mit meinen Kolleginnen in die Kantine zum essen. Es gibt "Eier in Senfsauce" (Achtung, externer Inhalt!), ein Gericht, das in meinem Kopf mittlerweile symbolhaft für meine Zeit hier in Oberfranken steht. Es ist, wie immer, lustig und das Essen sehr lecker. 😋 Ich werde diese Gänge in die Pseudokantine (Achtung, Werbung!) der Regenbogenfirma (Achtung, Werbung!) vermissen, freue mich aber auch auf die mit den neuen Kolleg*innen in der neuen Firma (Achtung, Werbung!).


Am Mittwochabend holt sich eine Frau im Auftrag ihres Mannes bei mir eine Stoffgarage ab, die ich meinerseits, ganz zu Anfang meiner Zeit in Oberfranken, von einer Kollegin geschenkt bekommen hatte. Ich wollte sie ursprünglich einmal im Winter verwenden, um mein Auto vor Schnee und Frost zu schützen. Rückblickend musste ich nun feststellen, dass ich sie genau zweimal dafür benutzt und es dann gelassen habe, weil es mir einfach viel zu umständlich war, stets diesen Stoffüberzieher gesamt über mein Auto zu stülpen und die Winter in den letzten drei Jahren erschreckenderweise so warm waren, dass die Male, an denen ich morgens (zu der Zeit, zu der ich das Haus üblicherweise immer verlassen habe) wirklich kratzen musste, sehr übersichtlich in der Anzahl waren. Da ich die Garage über eBay Kleinanzeigen (Achtung, Werbung!) zum Verschenken angeboten hatte, entschädigte sie mich mit einer Tafel Schokolade - das Thema begleitet mich iwie durch diese Woche. 😋


Im Rahmen meines "Ausmisten und Saubermachen für den Umzug" Programms stecke ich die Behälter in die Spülmaschine, die mir für die Aufbewahrung meiner Vorräte die letzten 3,5 Jahre gute Dienste erwiesen haben mit dem Ergebnis, dass die großen davon hinterher ziemlich krumm und verbogen aussehen. Erst dann sehe ich, dass deutlich auf ihnen draufsteht, dass man sie nur bei kalten Temperaturen in die Spülmaschine stecken darf (typisch ich leider ... 😏).




Darüber hinaus fand auch mein wesco-Küchenrollenhalter (Achtung, Werbung!) den Aufenthalt in der Spülmaschine nur so semi und zeichnet sich jetzt durch eine seltsame Oberflächenbeschaffenheit aus.


Ich klage dem KSM mein Leid und er verspricht mir, diese Probleme (am kommenden Wochenende) wieder zu beheben. Dem Ingenieur ist nichts zu schwör. 😊

Am Donnerstagmorgen, noch bevor um 08.30 Uhr die Umzugshelfer anrücken, halte ich noch einmal meine Wohnung in möbliertem Zustand fotografisch fest. Ich mag sie wirklich sehr. Sie ist klein und doch geräumig und iwie sehr besonders: der "Hühnerboden", auf dem ich mein Bett abgestellt hatte, was mir ermöglichte, aus dem kleinen abgetrennten Zimmer mein Büro und Ankleidezimmer zu machen, das große Fenster ohne Steg, das es mir erlaubte, aus meiner "Wohnzimmernische" einen Freisitz zu machen, der Schornstein, der mitten durch die Wohnung verläuft und an dem ich alle meine Bilder anbringen und meine Bücherkisten stützen konnte, das Sichtgebälk ... 




... die kleine Einbauküche mit Regal und freistehender Spülmaschine und Kühlschrank.


Das Bad mit den Villeroy & Boch Janosch-Fliesen und den sehr farbigen Details, an die ich mich erst kurz gewöhnen musste, die Sparbadewanne, in der ich so selten, aber immerhin ab und an, saß und die auch meine Dusche war, in die ich immer hineinklettern musste. 😊


Die Toilette mit dem Kieselsteine-Toilettendeckel und die kleine geflieste Schräge, unter der mein Regal und der Wäschekorb ihren perfekten Platz gefunden hatten. All das werde ich etwas vermissen, wenn auch die nächste Wohnung ebenfalls schön und ein ganz Stück größer sein wird. So speziell wie diese hier 😍 ist sie nicht.


Um 08.30 Uhr empfange ich die Umzugshelfer bei mir auf dem Hof, der zugegebenermaßen, ob der geringen Temperaturen, etwas gefroren und unsicher ist. Diesbezüglich hatte ich ein paar Tage vorher bei der Umzugsfirma angefragt, ob sie etwas zum Streuen mitbringen könnte und eine sehr patzige Antwort von der dortigen eingetragenen Geschäftsführerin erhalten, dass sie so etwas nicht leisten könnten und ob wir dann den Umzug wohl verschieben müssten. Ich war, ohne böse Absicht, einfach davon ausgegangen, dass das Ziel einer Umzugsfirma wäre, einen Umzug professionell und sicher über die Bühne zu bekommen und hatte daher gefragt, ob Streumaterial mitzubringen, für den Fall, dass es nötig wäre, im Rahmen des Möglichen liegt. Die erste Antwort darauf war jedoch so patzig, dass ich mich zum ersten Mal fragte, ob es richtig war, dieser Firma den Zuschlag gegeben zu haben und mich nicht zurückhalten konnte, auch wenig freundlich darauf mit dem Hinweis zu antworten, dass eine Verschiebung des gesamten Unterfangens nicht möglich wäre und ich immerhin den Umzug (was ich übrigens nicht mehr tun werde) in Vorkasse bereits bezahlt hätte. Ich sagte außerdem zu, zumindest dort, wo es nötig wäre, dem Ausrutschen Abhilfe zu schaffen, daraufhin all unser Streumaterial zusammengekratzt und es am Morgen bereits ausgestreut.

Die drei Jungs, die freundlich wirken, sind schnell unterwiesen und scheinen eine recht gute Auffassungsgabe zu besitzen. Kurz ins Stocken geraten wir nur an dem Punkt, an dem mir niemand von ihnen sagen kann, ob die Geschäftsführerin, die wohl selbst bei dem Umzug Hand anlegen wird, noch weitere Umzugskisten mitbringen wird oder nicht, denn meine, das weiß ich und war im Vorfeld auch so besprochen, werden anzahlmäßig nicht ausreichen. Glücklicherweise kommt die Dame noch an während ich vor Ort bin und hat Kartons im Gepäck. Dann lasse ich die Truppe alleine während meine Nachbarin aber vor Ort ist, um immer mal wieder ein Auge auf den Fortgang des Umzugs zu haben. 

Am Mittag esse ich das Reisgericht, das mir der kleine Inder zum Geburtstag geschenkt hatte und als Nachtisch ein paar Süßigkeiten, die - als Überbleibsel eines Fotoshootings - in der Küche der Regenbogenfirma stehen. 




Als ich am Abend nach hause komme, treffe ich die Nachbarin bereits an der Tür. Die Truppe sei schnell gewesen, erzählt sie mir, allerdings sei sie dann auf einmal weg gewesen, es habe aber noch die Haustür offen gestanden und das Licht gebrannt. Meine Wohnungstür hätten sie ausgehängt und die stehe da nun und müsste erst einmal wieder eingehängt werden. Ich bin offen gestanden ziemlich erstaunt über diese Firma, die sich selbst als professionelle Umzugsfirma dargestellt und das Umzugsvolumen, vermeintlich supersmart auf dem iPad, ausgerechnet hatte. Ich hatte das bislang auch nicht hinterfragt und gar nicht gesehen, was der gute Mann, der bei mir gewesen war, um den Hausstand für den Umzug einschätzen zu können, auf seinem iPad so niedergeschrieben hatte ... gewundert hatte ich mich lediglich über die AGBs, die in einem ihrer Passus etwas davon schrieb, dass Transporte innerhalb von Köln und Umgebung in ieiner Art und Weise anders abgewickelt werden müssten, und das obwohl die Firma angeblich in Bayreuth (Achtung, externer Inhalt!) sitzt (weiß ich jetzt auch nicht ...). 😐

Zu zweit hängen wir die Wohnungstür wieder ein (meine Wohnung und teilweise unser Haus hatte also den ganzen Tag über offen gestanden und war schweinekalt). Ich ärgere mich kurz darüber, dass die Matratze, die noch in der Wohnung geblieben ist, weil ich (bzw. wir) ja auch in der kommenden Woche noch auf etwas schlafen müssen werde(n) und die daher immer noch mit einem Spannbettlaken bezogen ist, offensichtlich an den Kamin gelehnt wurde und nun (natürlich mit der Lakenseite nach unten) umgefallen war und ich, darüber hinaus, auch einen kleinen Einriss auf dem Spannbettlaken entdeckte, und esse den Rest des Reisgerichts des kleinen Inder zum Abendessen. Leider kann man scheinbar nicht erwarten, dass Umzughelfer die umzuziehenden Sachen mit genauso viel Respekt und Sorgfalt behandeln, wie man es selbst tun würde und muss man wohl mit 10% Verlust immer rechnen. Beim letzten Mal allerdings (Sie erinnern sich?) sind, soweit ich mich erinnern kann, derlei Dinge am Rande nicht passiert.

Am Freitag habe ich "Umzugsurlaub" und fahre bereits um 04.30 Uhr los ins Hochsauerland. Den Auspackservice habe ich für den Umzug nicht gebucht, denn entscheiden, was wo hinkommt möchte ich gern selbst. Die Möbel werden allerdings für mich aufgebaut werden. Die Truppe wird um 09.00 Uhr an der neuen Wohnung aufschlagen und ich muss vorher noch einmal kurz den Schlüssel dafür von der neuen Vermieterin abholen, die glücklicherweise nur nebenan wohnt. 😊

Der Weg von Oberfranken ins Hochsauerland ist weit. Knapp 400km sind zu bewältigen, die letzten ca. 100km davon über die Landstraße und die ziehen sich ... dennoch schaffe ich es, pünktlich da zu sein und die Umzugstruppe 15 Min später in die Wohnung hinein zu lassen. Ich spreche die Jungs auf die ausgehängte Wohnungs- sowie die offenstehende Haustür an und auch auf das noch brennende Licht am vorherigen Abend. Betreten sind sie nicht, ich erfahre aber, dass sich wohl einer der Herren beim Möbel die Treppe heruntertragen etwas Ernsthaftes am Fuß getan hat, weil er wohl aufgrund der Nässe ausgerutscht ist (gut, dass ich im Hof noch gestreut hatte ... ) und die Chefin daraufhin mit ihm ins Krankenhaus gefahren ist. Die übrigen beiden Herren hatten daraufhin den Weg ins Hochsauerland zu zweit angetreten, zusammen mit einem Ersatzmann, der kurzfristig einspringen musste.

Nun sind sie wieder zu dritt und laden zügig alle Kisten und Möbel aus. Ich muss ansagen, wo ich welche Möbel stehen haben möchte, dann werden sie dort aufgebaut. Wenn wir aber einmal ehrlich sind, müssen nur vier Teile wirklich aufgebaut werden: mein Bett, mein Kleiderschranksystem (Achtung, Werbung!) teilweise sowie zwei sehr simple IKEA-Regale, die bislang in meinem Büro bzw. im Keller standen. alle anderen Möbel waren gar nicht erst auseinandergebaut worden.


Zum Mittag fahre ich in den Baumarkt, um dort ein Anschlussteil für meine Waschmaschine sowie uns allen eine Brotzeit zu besorgen. Das Anschlussteil ist das falsche (und ich muss noch einmal los), das Mittagessen genau das richtige (bis ich wieder zurück bin, sind alle Brötchen sowie der Großteil vom Kuchen vertilgt und ich bin froh, dass ich mir bereits ein Brötchen mitgenommen hatte).

Am frühen Nachmittag, gegen 14.00 Uhr, scheinen sie mit allem fertig zu sein und halten mir ein Blatt unter die Nase, auf dem ich mit meiner Unterschrift bestätigen soll, dass alles in Ordnung wäre und ich mit dem Ergebnis einverstanden bin.

Mit solchen Situationen komme ich nicht gut zurecht. Ich möchte natürlich niemanden aufhalten, nach hause zu kommen und ich merke ganz stark, dass alle drei los wollen - immerhin haben sie noch über 4 Stunden Fahrt vor sich - andererseits sollte ich eig. ganz genau kontrollieren, ob auch alles korrekt aufgebaut wurde (und habe davon selbst kaum Ahnung, denn dass ich zuletzt meine Möbel selbst aufgebaut habe, ist im Falle des Schrankssystems sehr lange (Sie erinnern sich?) und im Falle des Bettes (Sie erinnern sich?) lange her. Ich kontrolliere daher total unter Druck und nicht im Details, unterschreibe dann den Zettel und lasse die drei Herren ziehen.

Den Nachmittag verbringe ich damit, die Kartons aus- und die neue Küche einzuräumen und komme damit auch schon recht weit bevor ich abends in der Pension (Achtung, Werbung!) absteige, die ich schon für das Vorstellungsgespräch hier vor einem Dreivierteljahr (Sie erinnern sich?) sowie für die Wohnungssuche (Sie erinnern sich?) genutzt hatte.




Da ich Hunger habe, suche ich am Abend einen ganz traditionellen Gasthof (Achtung, Werbung!) auf und genieße es, hier vor Ort zu sein und ein ganz klassisches Abendessen haben und bezahlen zu können: Zwiebelsuppe (Achtung, externer Inhalt!) und Sauerländer Forelle "Müllerin" (Achtung, externer Inhalt!) mit Salzkartoffeln und Remoulade. 






Am Samstagmorgen packe ich meine Sachen wieder zusammen und breche erneut in die neue Wohnung auf, wo die Dinge weiter eingeräumt werden wollen. Ich bin fast schon angerührt als ich sehe, wie nett die Herren die noch bezogene Bettwäsche auf eines der IKEA-Regale gestapelt haben, an mancher Stelle waren sie doch auch umsichtig ... zumindest ein bisschen. 😉


Am späten Vormittag hole ich, zum allerersten Mal, den KSM vom nächstgelegenen Bahnhof ab, zu dem man dann doch noch einmal 11km einfach fahren muss und dafür gut 20 Min braucht - leider keine idealen Voraussetzungen, wenn man, so wie das eig. mal mein Plan war, in Zukunft oft den Zug benutzen möchte. 

In der neuen Wohnung angekommen, räumen wir zu zweit weiter die Umzugskisten weiter aus. Dem KSM fällt dann auf, dass mein Schranksystem eigenartigerweise auf einem Träger nun vorne, auf der Sichtseite, Bohrungen hat, was vorher, noch in der alten Wohnung, nicht der Fall gewesen ist. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass derjenige, der das Teil zusammengebaut hat, den Träger falsch herum eingebaut hat und er (vielleicht hat er es bemerkt und keinen Bock mehr gehabt, das Teil noch einmal auseinanderbauen zu müssen, vllt. hat er es aber auch gar nicht geschnallt, dass der Träger falsch herum ist ... wobei dumm kamen sie mir ja nicht vor, die Herrschaften 😏), weil ihm die Bohrungen, die jetzt vorne waren, hinten dann fehlten, kurzerhand in die Rückseite gebohrt hat, um das dort zu befestigende Stützkreuz fest zu bekommen.



Nachdem der KSM also das Teil noch einmal auseinandergebaut und wieder richtig herum zusammengesetzt hat, haben wir die darüber hinaus noch recht unprofessionell gesetzte (erst ver- und dann durchgebohrte) Bohrung auf Augenhöhe auf der Sichtseite des Trägers. Ich bekomme einen Anfall, weil ich es dreist finde, dass jemand wahrscheinlich bemerkt hat, dass etwas, das er zusammengebaut hat, so nicht zusammenpassen kann (der KSM hat es daran festgestellt, dass etwa nicht passt, dass eine unglaubliche Spannung auf dem Schranksystem war, die daher rührte, dass das Stützkreuz nicht richtig angebracht wurde) und es dann einfach zu Ende "pfuscht", wahrscheinlich nur, um schnell nach hause zu kommen. Klar kann ich verstehen, dass solche Leute, die wahrscheinlich  unfassbar wenig verdienen, nicht das allergrößte Interesse daran haben, dafür länger zu arbeiten als unbedingt notwendig, aber es zeichnet für mich doch auch den Menschen dahinter in einer bestimmten Art und Weise aus, ob er seine Arbeit sorgfältig übergibt oder eben nicht.


An diesem Wochenende, an dem ich umziehe, scheint draußen wunderbar die Sonne und ich freue mich sehr auf den nun nahenden Frühling. Schauen Sie mal, wie sich mein Sofa in meinem neuen Wohnzimmer, zusammen mit der Stehlampe macht ... und dann noch das modern interpretierte Geweih, das aus einem früheren Leben stammt und an dem ich festgehalten habe, weil ich damit die Erfahrung einer vergangenen Beziehung verbinde, an die ich immer noch manchmal wohlwollend denke, wenn sie auch auf eine Weise geendet ist, bei der ich weiß, dass ich nicht mehr dorthin zurück gehen möchte.


Wir packen unsere Sachen am Samstagabend zusammen, nachdem der KSM auch noch meine völlig verzogenen Kunststoffbehälter mit der Hilfe von Wärme und der Schwerkraft wieder einigermaßen grade gebogen hat und kommen wesentlich später los, als wir das eigentlich wollten. Dementsprechend müssen wir uns in der Nähe erst noch eine Gelegenheit suchen, etwas zum Abendessen zu bekommen, bevor wir uns gesättigt auf die Heimreise machen können. Wir werden im Nachbarort Bad Fredeburg (Achtung, externer Inhalt!) fündig, wo wir uns jeweils eine Pizza in einer Pizzeria im Stadtkern gönnen. Pizza immer auch deshalb, weil wir, wenn wir sie nicht ganz aufessen können, die Reste easy einpacken lassen und mitnehmen können. 😉


Nach einer Rückfahrt, die erst gegen 22.00 Uhr beginnen kann, kommen wir gegen 2.00 Uhr erst in der kleinen Wohnung an, aus der ich soeben umgezogen bin. Wir übernachten, mit meinen beiden Schlafsäcken, auf meinem noch immer in der Wohnung verbliebenen Futon. So werden wir auch die kommenden Nächte, von Sonntag bis einschließlich Donnerstag, nächtigen. 

Dementsprechend beginnt der Sonntag für uns spät und zum Mittag gibt es bloß die Pizzareste vom Vortag. Am Nachmittag machen wir uns zusammen auf an die frische Luft und kehren, am ende des Spaziergangs, in das kleine Café zusammen ein, über das wir schon oft geredet, das wir aber bis dahin noch nie zusammen besucht hatten. Die Torten sind überzeugend, auch schade, dass wir nun nicht mehr so schnell ein zweites Mal in den Genuss kommen werden, hier zusammen Kaffee zu trinken. Der KSM erzählt mir bei der Gelegenheit, dass er schon während seiner ersten Erwachsenenjahre einen kleinen Kreis Jungs hatte, mit denen er am Sonntagnachmittag manchmal auf ein Stück Torte losgezogen ist - so richtig bürgerlich, das hätte ich gar nicht vermutet bei ihm. Ich übrigens habe so etwas eher nicht gemacht, was aber auch daran liegen kann, dass ich nicht, wie der KSM, eine Ausbildung gemacht und schon früh erstes Geld verdient habe, sondern ein Studium absolviert habe, während dem ich ein bisschen auf meine Finanzen schauen musste. daher habe ich damals meine Torten lieber selbst gebacken als sie in einem Café teuerer zu kaufen. 😉 Umso schöner, dass auch ich mittlerweile dort angekommen bin, dass ich ein Stück Torte essen und eine Tasse Kaffee trinken kann, ohne immer sofort darüber nachdenken zu müssen, ob ich mir das leisten kann. Darüber freue ich mich und dafür bin ich sehr dankbar. 😊


Am Abend nehmen wir meine Nachbarin in unsere Mitte und wir gehen gut gelaunt und trotzdem etwas wehmütig zu dritt zu Fuß in ein miniwinzigkleines Nachbarörtchen, wo sich ein sehr gutes Lokal (Achtung, Werbung!) befindet, das ich in meiner Zeit hier des Öfteren schon mit Familie und Freunden genutzt habe (Sie erinnern sich?). Es enttäuscht uns nicht, ganz im Gegenteil, wir sind satt und zufrieden als wir wieder herauskommen. 


Zum Abschluss des Abends trinken wir bei ihr in der Wohnung noch einen Eierlikör (wie ich dieses Zeug verabscheue *Brrr*) auf die Zeit, die wir hier zusammen hatten und sie ist, wie ich, sehr traurig darüber, dass diese jetzt vorbei ist. Sie freut sich aber auch, dass ich auf meinem Weg wieder die nächste Station angehen kann und dass es im Hochsauerland sein wird, bei einer Firma, die sie aus ihrer eigenen Vergangenheit, in der sie lange Zeit Besitzerin und Geschäftsführerin eines Modegeschäfts gewesen ist, kennt und schätzt. Ich habe unsere Bekanntschaft, ihre Ruhe, Zuverlässigkeit und Sorgfalt sehr geschätzt und ich bin gespannt, ob ich jemals wieder Jemanden finden werde, der mich, so wie sie, ohne sich einzumischen, in meinem Leben und Tun einfach dort, wo es möglich ist, unterstützt. G***a, ich ziehe meinen Hut vor Dir - bis bald! 😀

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen