Da komme ich nichtsahnend heute aus meinem Wellness-Nichtstun-Nur-Essen-Urlaub wieder und gucke in das kleine Becken, um den Kollegen dort ein "Hallo, wie geht's?" zu zu rufen und finde nur noch drei der kleinen Freunde schwimmend, die anderen beiden ungesund liegend vor.
Gleich habe ich mich schuldig gefühlt, hatte ich doch, bevor ich in den Wellnesstempel aufgebrochen bin, die Heizung abgedreht (sieben Jahre in Schwaben 😉) und sofort den Verdacht, die beiden Kleinen wären wohl den Tod durch Erfrieren gestorben, denn in dem Aquarium gibt es keine Heizung, es passt sich also seiner Umgebungstemperatur an. Allerdings ist auffällig, dass es die beiden ältesten im Becken lebenden Tiere waren (ich erkenne sie daran, dass sie etwas kleiner als der Rest sind und dass ihre farbigen blauen und roten Streifen schon ziemlich verblasst waren im Gegensatz zu denen der andern). Es könnte also auch sein, dass die beiden aufgrund ihres, für Fische so denke ich recht stattlichen, Alters verstorben sind. Gegebenenfalls wirkten beide Faktoren auch in Kombination und die alten und gebrechlichen Körper der beiden sind ob der niedrigen Temperaturen verschieden (die Seelen leben ja sicherlich weiter... hier irgendwo oder woanders 😊).
Ich packte also, und ein bisschen grauste mich es ja schon, den Kescher aus, um die Leichen der beiden zu beseitigen. Wo begräbt man Fische? In der Toilette. Ich drehe also das Innenleben des Keschers über meiner Toilette um und klopfe mit seinem Stiel auf die Brille, damit sich das stocksteif gestorbene Fischlein in die ewigen Tiefen der Toilettenschüssel verabschiedet. Erst will er nicht, schließlich fällt er doch raus und landet, durch die schnalzenden Bewegungen des Keschers beschleunigt, direkt am oberen Rand der Toilette, wo er aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten kleben bleibt. Aaargh! Ich entferne ihn, indem ich mit dem Zahnputzbecher etwas Wasser darüber gieße und schnell spüle.
Zurück am Ort des Geschehens, möchte ich auch die zweite Leiche entfernen, die sich dann aber schnell als nur halbtot entpuppt. Der Fisch atmet und zappelt noch, liegt aber, wie für den Tiefschlaf, seitlich auf dem Boden. Okay, dann erstmal nicht. Als ich vom Schwimmtraining wiederkomme, hat auch er seinen Geist ausgehaucht und ich kann ihn beerdigen. Als erzogener Christ, mache ich vor der Schüssel ein Kreuzzeichen bevor ich die Spülung zum zweiten Mal betätige.
Kurz kommt mir der Gedanke ich den Sinn, dass ich, hätte ich einen Hamster statt der Fische, ein ernsthaftes Problem hätte, würde der das Zeitliche segnen. Den könnte ich nicht mit dem Kescher in die Toilette werfen. Da wäre ich bei der Entsorgung dann ziemlich sicher auf (männliche) Mithilfe angewiesen.
Nach so viel Ernsthaftigkeit und einem solch schwerwiegendem Thema, traue ich mich beinahe gar nicht mehr noch zu erwähnen, dass ich beschlossen habe, dass Wellnessurlaub, so erholsam er sein mag, mit der Zeit auch ganz schön träge macht (und drei Tage Wellness deshalb auch echt genug sind) und ich mich deshalb gestern aufmachte, mit dem MTB den großen Arber zu erklimmen. Der ist es schließlich nicht ganz geworden (hab' schlicht den Weg nicht gefunden), ich habe dann mit dem auch ordentlich hohen Bretterschachten Vorliebe genommen. Berghoch hatte ich übrigens kein Problem, da wird einem vom Treten ja warm, aber bergab hatte ich dafür gleich drei: mein Hinterrad eiert (weiß ich schon länger, habe das Rad mehrfach kontrolliert, liegt nicht am Reifen, sondern am Laufrad...), eine meiner beiden Scheibenbremsen hat kaum noch Öldruck und bremst deshalb nur noch auf den letzten 5mm (passiert manchmal, wenn man das Radl transportiert hat) und - last but but not least - bergab bei Minusgraden froren mir sämtliche Finger und Zehen ein.
Ich kann Ihnen sagen, die beiden ersten Probleme sind völlig unwichtig, verglichen mit dem letzten. Als ich wieder im Hotel ankam spürte ich weder meine Hände noch meine Füße mehr. Aber viel schlimmer als das ist dann das "Auftauen" - ich hatte zu tun, nicht in meinem Zimmer zu schreien. Jetzt ahne ich, wie sich Erfrierungen anfühlen müssen.
Aber es ist wie es immer ist: Schmerz geht, Ruhm bleibt. In diesem Sinne!
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