Samstag, 17. September 2016

Weil man das so macht

Wenn Sie ab und an meine Blogposts lesen und dann die erwischen, bei denen ich nicht nur neutral beschreibe, was in meinem Leben passiert, sondern mich auch mal, was glücklicherweise nicht so häufig der Fall ist,  über etwas echauffiere, dann ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, dass ich kein Fan davon bin etwas zu machen, "weil man das so macht." Wer ist denn "man"? Ich bestimmt nicht. 

Ich mag keinen Alkohol. Klar, im Teeniealter probiert man schon aus, welcher Alkohol wie schmeckt und wie viel man davon trinken kann bevor... Sie wissen schon. Aber dann weiß man das ja und muss es nicht mehr ausprobieren. Und bislang habe ich noch nichts gefunden, was ich so toll finden würde, dass ich es unbedingt ständig genießen müsste und deshalb halte ich mich an alkoholfreie Dinge. Klar probiere ich auch mal vom Bier oder vom Wein oder trinke einen süffigen Cocktail, wenn mir danach ist, aber ja, wenn Leute in meiner direkten Umgebung, oder noch schlimmer, solche, die mir richtig was bedeuten, der Meinung sind, es gäbe nichts größeres als Alkohol zu trinken (und dann auch noch nach Bier stinken oder sich daneben benehmen), dann finde ich das ganz schlicht abstoßend. Und dass jemand das macht, "weil man das so macht" bei Geschäftsessen oder mit den Freunden am Wochenende, dann krieg' ich das nicht klar - wo ist denn da die eigene Meinung, die eigene Vorstellung?

Wenn man, wie ich, mit 32 Jahren, das eigene Leben noch einmal komplett umkrempelt, weil man feststellt, dass es aufgehört hat, sich zu entwickeln - privat und beruflich - wenn man sich in dem Alter wieder aufmacht, das zu finden, was einen glücklich macht, dann ist das auch etwas, das "man nicht tut".

Wenn ich daran glaube, dass es möglich sein muss, eine Familie zu haben, ohne sein eigenes Leben, das was einen interessiert, das was man mag, das was einen zu dem Menschen macht, der man ist, völlig aufgeben zu müssen, einfach weil zu einer Familie immer zwei Menschen mit Verantwortung gehören, die sich gegenseitig unterstützen und weil man dann die Familie an dem teilhaben und man sie mitmachen lassen kann. Wenn ich nicht glaube, dass man mit Kindern in den Urlaub, wenn überhaupt, dann höchstens noch an die Adria fahren kann, dass man auch als Mutter (Vollzeit) arbeiten gehen oder regelmäßig Sport machen kann, dann gibt es wieder Leute, die meinen, dass "man das nicht so macht".

Ich sag' Ihnen mal was: ich hatte in meinem Leben schon manchmal das Gefühl, dass ich oft den schwierigeren Weg eingeschlagen habe (nicht nur, weil ich Alkohol nicht mag oder vllt. etwas unkonventionellere Vorstellungen von einer Familie habe ;o), dass ich hart dafür kämpfen musste, ihn zu gehen und dass mir dadurch manche harte Zeit nicht erspart geblieben ist. Ich hab' sogar häufig schon gedacht, dass ich das doch ändern sollte, solche Vorstellungen und Prinzipien in meinem Leben haben zu wollen, die manchmal so gar nicht mit dem übereinstimmen, was "man so macht". Aber immer wieder stelle ich fest, dass das eben so ist, ich habe Vorstellungen und Ziele und da möchte ich hin und da gehört das Kämpfen (vielleicht auch das "härter kämpfen müssen") wohl einfach dazu. Und es ist ja auch nicht so, dass es sich nicht lohnen würde. :o)

Deshalb mag ich auch diese beiden Sprüche so gerne: "Was uns nicht umbringt, macht uns stärker." und "Leben heißt, genau das zu tun, von dem andere sagen: das kannst Du nicht."

Und an Tagen wie heute, an denen es draußen regnet, ich hier drin in meiner Wohnung herumräume und viel Zeit zum Nachdenken habe, da fällt mir eben auf, dass vieles hier nicht so ist, "wie man es so hat/macht". Und dann denke ich: es ist gut so wie es ist und ich habe den Dickkopf, meinen Weg auch weiterhin zu gehen.

Oder glauben Sie, dass dieser Stuhl, der üblicherweise zur Nacht meine Klamotten abbekommt, einen Knoten im Stuhlbein hätte und heute solch eine Berühmtheit wäre, wenn sein Erfinder den Leuten geglaubt hätte, die immer behauptet haben, man könne in ein Stuhlbein keinen Knoten biegen? ;o)

 

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