Mittwoch, 8. März 2017

Nasenbärin

Das Ding auf meiner Nase ist eine Entzündung, das weiß ich jetzt, denn gestern war ich beim Dermatologen. Und weil ich das mit dem Antibiotikum (an dieser Stelle nochmal weil's so schön ist und ich es gar nicht oft genug schreiben kann --> Singular: ein Antibitikum, Plural: mehrere Antibiotika - mit dem Wort "Parktikum" verhält es sich übrigens genauso, aber lassen wir das!) schon durch habe, blieb keine andere Lösungsalternative als mir Zugsalbe auf die Nase zu schmieren, alles mit Watte und Pflastern abzudecken und mich so zugepflastert auf die Arbeit zu schicken. Da war die Freude groß, das kann ich Ihnen sagen und die Sprüche der Kollegin ließen gar nicht lange auf sich warten ("Na, seid Ihr im Marketing gewalttätig?" "Preisbiskampf, wenigstens gewonnen?").

Zugsalbe ist schwarz wie Teer und riecht auch so. Und da bei mir praktischerweise die Nase betroffen ist, dürfen Sie dreimal raten, welchen Geruch ich jetzt permanent in derselben habe... Die verbundene Nase bleibt nun so bis morgen Mittag (unpraktisch, dass die Pflaster weiß waren und das waren sie tatsächlich, denn mittlerweile sind Sie sich einmal mitgeschminkt und ein paarmal gewaschen worden, so dass sich die Salbe stückweise durcharbeitet)  dann, so hoffen der Dermatologe und ich, wird sich die Entzündung an die Oberfläche gearbeitet haben, ihre Ursache kann entfernt werden und der ganze Schlamassel wieder heilen. Detaillierter möchte ich an dieser Stelle lieber nicht werden. 😊
Das eigentlich viel wichtiger Thema aber ist heute der Weltfrauentag. Man mag es kaum glauben, aber ich habe ein blaues Stiefmütterchen dazu geschenkt bekommen und ein Mann hat mir dazu gratuliert. Nun ja, es ist ja kein Verdienst als Frau geboren worden zu sein, das ist man halt einfach. Früher habe ich gedacht, es ist völlig Wurscht, ob Männlein oder Weiblein, alle haben die gleichen Chancen auf die gleiche Bildung, auf die gleichen Jobs. Ich war eher ein Junge, weniger ein Mädchen. Ich war immer vorne mit dabei, wenn irgendwas angestellt, ausprobiert, umgesetzt wurde. Während alle Mädchen um mich herum anfingen, sich zu schminken, bin ich mit den Jungs in den Skatepark gefahren und habe Baggypants getragen. Während die "Mädchen" auf rosa Klamotten und Glitzer standen, liebte ich blau grün und am allermeisten türkis. 

Heute, nachdem ich ein paar mehr Jahre auf dieser Welt verbracht habe, weiß ich zwei Dinge:
1. Frauen und Männer sind nicht gleich, sondern zwei Geschlechter, zwei Denk- und zwei Fühlweisen. Das wird immer so sein und das ist auch nicht verkehrt, vielleicht ergänzen sich beide deshalb so gut. Und daher ist eine Gleichberechtigung richtig. Gleichberechtigung heißt aber nicht Gleichheit. Kann es gar nicht heißen.
2. Überall sprechen Leute von Gleichberechtigung, in der Umsetzung aber tun sich die meisten dann doch schwer. Die Männer, weil sie vielleicht immer noch insgeheim Angst haben, für eine gleichberechtigte Beziehung, in der die (Achtung Neudeutsch!) (Care-) Arbeit 50:50 aufgeteilt wird, als "Weichei" abgestempelt zu werden, obwohl es von ganz viel mehr Kraft zeugt, wenn man in einer Beziehung gleichberechtigt unterwegs ist. Und die Damen, ja, die stellen dann doch oft ihr Licht unter den Scheffel, nehmen sich zurück, weil sie ja kleiner und schwächer sind, leider die Kinder kriegen müssen, besser kochen können, einfach ein anderes Verständnis von Sauberkeit haben, sich das halt so eingebürgert hat, ohnehin weniger verdienen etc. pp. Die Gründe, warum nachher doch die Frau wäscht, putzt, bügelt, kocht und mit der Teilzeitstelle zuhause die Familie managt sind ja vielfältig.

In der Regel sind diejenigen, die der Umsetzung von Gleichberechtgung mit allen Konsequenzen im Wge stehen weder die Politiker, auch nicht die Arbeitgeber oder die fehlenden Krippenplätze, es sind diejenigen, die ja so gerne ein gleichberechtigtes Leben leben würden, aber ungefähr 100000 Ausreden finden, warum das in ihrem Leben eben einfach nicht funktioniert. Erst wenn Frauen durch die Bank eine gleichberechtigte Beziehung einfordern (und es ihren Männern auch wert sind, dass diese dabei mitziehen), sich an den nächsten Karriereschritt heranwagen, für ein gutes Gehalt kämpfen und nicht mehr ihr ganzes eigenes Leben für den Traum einer Familie aufgeben, dann werden sich die Umstände ändern und Gleichberechtigung wird alltäglich werden. Solange wir uns klein machen und klein machen lassen, so lange wird es immer wieder so sein, dass wir in unseren Befürchtungen bestätigt werden. Es liegt also an uns selbst, etwas an der Situation zu ändern, und sonst an keinem.

In meinem Leben habe ich so einige Frauen getroffen, die mich positiv oder negativ beeindruckt haben:

- meine Erstklasslehrerin, die eine sehr ruhige, aber bestimmte Art an sich hatte, deren Stil sich zu kleiden ich von Anfang an als sehr stimmig empfunden habe und die mir sehr schnell eine Gymnasiallaufbahn vorausgesagt hat (sie ist heute übrigens die Lebensgefährtin unseres ehemaligen katholischen Pfarrers, entgegen jeder Norm 😊), sehr positiv
- meine Viertklasslehrerin, die, trotz vier Kinder, ihren Job gut gemacht hat und mir mit Vehemenz und Überzeugung das Übertrittszeugnis fürs Gymnasium ausgestellt hat, durchaus positiv

- meine Mutter, früher oft negativ, weil sich bei mir als Kind oft der Eindruck einstellte, sie sei mit mir (uns Kindern) irgendwie überfordert, ich aber gar nicht verstanden habe, woran das liegen könnte und die Schuld dafür bei mir gesucht habe. Heute allerdings überwiegend positiv, weil sie mit ihrer unkomplizierten und meist positiven Art das geschafft hat, was nicht mehr alle Leute schaffen, ein gutes Verhältnis zu ihrem Mann genauso wie zu ihren beiden Kindern aufrecht zu erhalten und, neben, zugegeben nicht mehr ganz so großen, familiären Verpflichtungen, noch ein eigenes Leben zu leben, in dem sie ihren Leidenschaften nachgehen kann.

- meine Großmutter mütterlicherseits, die eine eher ambivalente Beziehung zu meinem Opa gehabt zu haben scheint und unter dem klassischen Rollenverständnis, in das man sie gepresst hat, scheinbar sehr gelitten hat, eher negativ. Sehr positiv aber erlebe ich sie heute, in einer Zeit, in der sie nicht aufgibt und weitermacht (auch wenn die Gesundheit an der ein oder anderen Stelle nicht mehr bedingungslos mitmacht), weil es immer noch ihre Familie und Gründe gibt, nicht hinzuschmeißen - ich hoffe, Du wirst 100, Oma!

- die Mutter meines zweiten Freundes, die Hausfrau vor dem Herren, die für ihre drei Söhne und den Mann zuhause für Zucht und Ordnung sorgte ( und das wahrscheinlich immer noch tut), und deren höchstes Erlebnis es scheinbar war, wenn das Haus frisch geputzt war, absolut negativ

- die Mutter meines letzten Freundes, die ich als guten Menschen einschätze und tatsächlich mochte, mit ihrem sicheren zwischenmenschlichen Gespür, der ich aber am liebsten permanent zugerufen hätte: Trau' Dir doch mal was zu, mach' einfach mal was für Dich, mach' mal das, was Du möchtest! wenn sie, neben ihrem polterigen Mann, mit den zwar lauten, aber sicher großteils falschen oder zumindest antiquierten Ansichten, wieder leise piepsend die Hausarbeit verrichtet hat.

- Alexandra, die es gewagt hat, mit Frank, den kleinen Michael in die Welt zu setzen und nach einem halben Jahr geistigem Darben, aufgrund von "Mit dem Baby kann ich mich halt nicht unterhalten.", als Beraterin weiterzuarbeiten und sogar noch zum Senior Consultant befördert zu werden. Auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend und stressig ist, Alex, Ihr macht das richtig. Haltet durch! Durchwegs positiv

- Jenny, die mit Jens die anderen beiden Jotts zu guten Menschen erzieht, während sie ihren beruflichen Weg als Ingenieurin mit festem Schritt beschreitet, sehr positiv

- Frau Brüllen  die ich zwar nur schriftlich kennen, die mir aber in all ihren Blogposts erfolgreich vermittelt, dass der Satz, wo eine Wille, da ein Weg ohne Einschränkung auch für das Projekt "Familie mit Beruf" gilt und mich dabei idR auch noch gut unterhält, positiv

Aber egal, welcher Frau ich in welcher Situation begegnet bin und ob ich das positiv oder negativ empfunden habe, sie alle haben mir dabei geholfen, mir eine eigene Vorstellung davon zu entwickeln, wie ich als eine solche sein und welchen Weg ich gehen will und dafür bin sich allen Damen sehr dankbar!

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