Donnerstag, 2. März 2017

Bakterienmutterschiff

Ein Kollege ist krank. Das bewirkt zwar, dass seine, sonst eher hohe Stimme, unglaublich männlich klingt, was durchaus positiv ist, ist aber für den Restkollegen eher nicht so schön. Also zog er sich von Montag bis gestern zum Genesen zurück. Heute kam er dann wieder - mit dem Kopf unter dem Arm - zumindest fast. Besonders spannend daran war, dass ich heute eine Telefonkonferenz mit ihm erleben durfte, bei der ich neben ihm saß - quasi in der Flugbahn all der Bakterin, die er lustig mit sich herumtrug. 

War es schon immer so, dass Menschen das Gefühl hatten, sie dürften nicht krank sein, weil sonst die Welt untergeht oder ist das tatsächlich die Entwicklung einer neuen Zeit? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass es die Situation nicht besser und die Menschen nicht entspannter macht, so dass sich das Gesundwerden gerade noch länger hinzieht. Was ich auch weiß ist, dass es, im Rahmen von Großraumbüros, nicht besonders zuträglich für den allgemeinen Krankenstand ist, wenn einzelne Kranke ihre Keime in gleichmäßiger Dosis über den Arbeitstag hinweg ihren Kollegen verabreichen.

Ich weiß natürlich auch, dass der Mensch gebraucht werden will und dass es aus einer betriebswirtschaftlichen Sicht gut ist, wenn jemand in einer Firma eine Aufgabe hat, die tatsächlich zum Geschäftserfolg beiträgt. Aber wo ist "das gesunde Maß"? Wann geht man zur Arbeit und wann nicht?

Ich selbst habe für mich definiert, dass ich, solange mein Kopf und das Denken von irgendwelchen Symptomen nicht beeinträchtigt sind, arbeiten gehe. Das ist der Fall, wenn ich einen Schnupfen oder Husten habe sowie auch dann, wenn ich unter Verspannungskopfschmerzen leide. Bei allen Dinge, die mich ernsthaft in einen Zustand versetzen, in dem ich zum produktiven Arbeiten nicht in der Lage bin, bleibe ich zuhause. Das ist besser für die Kollegen, die Firma und mich.

An dieser Stelle bleibt nur noch zu schreiben, dass ich mich über meine bislang robuste Gesundheit in diesem Winter freue und dankbar bin, dass mich schon lange nichts mehr aus den Latschen gekippt hat. 

P.s.: Die seltsame Entzündung auf meiner Nase scheint erneut zu verschwinden (hoffentlich bleibt' diesmal auch dabei, denn die letzten Wochen kam sie dann immer pünktlich zum Wochenende mit Jucken wieder. Ein bisschen fühle ich mich aber trotzdem veräppelt, denn nachdem ich nun wochenlang mit einer bequarkten Nase geschlafen und meine ganze Wohnung verdreckt sowie bis vergangenen Montag ein Antibiotikum dagegen genommen habe, geht sie nun weg ohne dass ich irgendwas tue. Is that fair?)

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