Sonntag, 18. Juli 2021

Kahler Asten

Am Montag der neuen Woche habe ich den ersten von fünf Physiotherapie-Terminen, die ich bereits vor fast zwei Monaten vom Orthopäden verschrieben bekommen habe (Sie erinnern sich?). Wir haben mittlerweile festgestellt, dass einer meiner Nerven in der linken Schulter nicht mehr arbeitet  - wahrscheinlich seit einem Rennradsturz, den ich bereits vor sieben Jahren hatte - und aus diesem Grund einer der Muskeln in dieser Schulter nicht mehr angesteuert wird, weshalb er, ganz schlicht, verkümmert, weil er nicht mehr benutzt wird. Das ist kein Drama, denn eine Schulter hat viele Muskeln, die dann die Aufgaben des ausgefallenen Muskels einfach mit übernehmen, es ist aber so, dass ich auf der linken Seite sehr viel leichter verspanne und daher regelmäßige Kräftigungsübungen machen muss und eben Physiotherapie bekommen muss und möchte.

Für den Termin muss ich schon um 08.00 Uhr in der Stadt sein - und das ist wirklich keine meiner leichtesten Übungen: Frühaufstehen ... an diesem Montag komme ich sehr schlecht aus dem Bett und muss in der Konsequenz das Auto in die Strumpfstadt nehmen, um pünktlich zu kommen. 😏 Den Rest des Tages verbringe ich im Büro in der Strumpffirma. Am Abend bietet sich mir ein tolles Bild von meinem Schreibtisch aus bevor ich noch eine Runde an der frischen Luft drehe.


Der neue Kollege hat am Mittwoch in der kommenden Woche Geburtstag und wir haben kurz überlegt, was wir ihm schenken können. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass es nett wäre, ihm eine Sonderedition von Tennisbällen zu schenken, die den Minions gewidmet ist. Er spielt sehr gerne Tennis und unterrichtet es auch. Die Tennisbälle sind mit einem Gesicht bedruckt, das eine schwarze Brille trägt - wie einige der Minions und wie unser Kollege eben auch. 😊

Diese Bälle habe ich am Wochenende bestellt und sie kommen am Dienstag bei mir an. Sie sind super verpackt ... haben dann aber leider kein Gesicht: falsches Artikelbild. 😕


Im Moment lese ich ein Buch, das mir sehr gut gefällt - und ich lese es leider schon elend lange, denn iwie komme ich kaum noch zum Lesen, was ich extrem schade finde. Dennoch, immer wieder schaffe ich mal ein Stück und am Mittwoch in dieser Woche lese ich mich gerade durch das Kapitel "Konsum". Das Buch heißt "Unsere Welt neu denken - eine Einladung" (Achtung, Werbung!) und ist iwie ein Sachbuch, iwie aber auch nicht, sondern recht leicht zu lesen.

Das Kapitel über "Konsum" finde ich besonders spannend, denn gerade beim Konsum befinden sich die Menschen in der westlichen Welt auf einem Gewöhnunglevel, das phänomenal, aber eben auch phänomenal schlecht für unsere Umwelt ist.

Und da steht es wieder, das böse Wort: Verzicht. Ich schaue mich oft um und schaue mir an, was die Menschen in meiner Umgebung so mit ihrer Zeit anfangen und ich wundere mich oft, dass nicht viel mehr von ihnen schon sehr viel mehr über ihren Konsum nachdenken. Da sind so viele schlaue Leute dabei, die wissen, wie es um unsere (Um-)Welt bestellt ist und dass man sich sehr viel genauer überlegen sollte, was man heutzutage konsumiert und wie viel davon. Dennoch habe ich leider noch allzu oft das Gefühl, dass es, sobald es zum eigenen Komfort kommt, vorbei ist mit der Einsicht, einen Gang herunterschalten zu müssen.

Wir sind alle sehr bequem, wir haben uns an viele Dinge gewöhnt, an viel mehr als wir eigentlich bräuchten, um glücklich zu sein in dieser Welt. Interessanterweise sind es mittlerweile sogar so viele Dinge, mit denen wir uns das Leben verschönern können, dass sich der Effekt schon wieder ins Gegenteil verkehrt: wir haben Angst davor, dass es uns iwann nicht mehr so gut geht, weil wir all diese Dinge nicht mehr haben, wir haben Angst, dass wir sie uns nicht mehr leisten können oder sie uns jemand wegnehmen könnte und beides macht uns schlecht gelaunt ... und das obwohl wir die Sachen doch eigentlich angeschafft haben, um glücklich zu sein. 😐

Wir empfänden das als "Verzicht", dabei kann man nur auf Dinge verzichten, die einem grundsätzlich zustehen. Die meisten der Dinge, die wir heutzutage - wofür auch immer - verbrauchen, stehen uns aber gar nicht zu. Wir benutzen sie und nehmen sie vor allem vielen anderen Ländern (wenn für das Soja, das Argentinische Rinder, deren Fleisch am Ende bei uns als "Feinschmeckersteak" verkauft wird, riesige Waldflächen in Argentinien gerodet werden und für die Viehzucht selbst gleich noch einmal ...) oder zukünftigen Generationen (wenn wir Erdöl in Dimensionen verbrauchen, die voraussetzen, dass wir sehr viel mehr davon wegnehmen als die Erde in einem Zeitraum x in der Lage ist, wieder herzustellen ... der Earth Overshoot Day - Achtung, externer Inhalt! - in Deutschland fand dieses Jahr am 05.Mai statt, so früh wie in 2019, dem letzten Jahr vor Corona - wussten Sie das?) einfach weg - ohne groß danach zu fragen, ob das iO ist. Derlei und noch sehr viel mehr Beispiele stammen aus dem genannten Buch von Maja Göpel, das ich aktuell sehr gerne lese, wenn auch leider viel zu wenig. 😏


Am Donnerstagabend drehe ich mal wieder eine Runde ums Dorf und treffe, wie hier sehr üblich, auf ein paar neugierige Rinder, die immerhin keine Weidefläche in Argentinien besetzen und (im Moment) heimisches Gras statt Soja fressen. 😍


Spät am Donnerstagabend schreibt jemand in der WhatsApp Gruppe des Triathlonvereins etwas davon, dass es ja am kommenden Samstag eine RTF (Achjtung, externer Inhalt!) in der Region gäbe und das doch toll wäre, ob denn jemand vor hätte, daran teilzunehmen? Ich bin völlig entsetzt, denn zu genau dieser Radtour hatte ich mich, mit ein paar Kollegen zusammen, angemeldet, war allerdings bis zu diesem Abend davon ausgegangen, dass die Tour am Sonntag stattfände und hatte mich gefreut, am Samstag vorher ausschlafen und in Ruhe einkaufen gehen zu können. Dass die Tour nun schon am Samstag stattfinden würde, änderte die Ausgangslage grundlegend für mich. Glücklicherweise bin ich recht flexibel, plante um und wusste dann, dass ich wohl am Samstag nicht ausschlafen und bereits am Freitagabend einkaufen gehen würde.

Am Freitagmorgen verpasse ich einmal mehr einen Physiotherapietermin und es fällt mir erst auf, dass ich ihn gehabt hätte, als er schon seit einer Stunde vorbei ist. Ich bin in dieser Woche extrem schlecht darin aufzustehen - und am Freitag am allerschlechtesten. Dementsprechend bin ich froh, dass mein erster Termin am Freitag vermeintlich erst um 09.00 Uhr starten soll und lasse mir mit dem Aufstehen Zeit bis ich am Rechner dann feststelle, dass ich eben doch schon einen Termin zu einer früheren Zeit gehabt hätte ... tja, was soll ich sagen. Ich ärgere mich, wie immer, über mich, entschuldige mich bei der Physiotherapeutein per Telefon (sie kennt das schon) und schriebe mir hinter die Ohren, dass der nächste Termin am kommenden Montag sein wird.

Der KSM verbringt das Wochenende komplett am Nürburgring (Achtung, externer Inhalt!), denn dort findet diesmal, sowohl am Samstag als auch am Sonntag, ein Rennen statt, bei dem er das Auto betreuen muss. Das gibt mir Platz, das Wochenende so zu nutzen, wie ich das kann und möchte, bspw. indem ich mit den Kollegen eine RTF fahre. 😉

Ich werde am Morgen von einem Kollegen und einer Kollegin, die ich noch an Board des Teams gehievt habe, abgeholt und wir fahren zusammen an den Startort der Veranstaltung: ein Schulzentrum ca. 20km von uns entfernt. Dort ist schon Einiges los.


Nach kurzer Vorbereitung - wir bekommen alle ein einheitliches Trikot und die passenden Socken (was auch sonst? 😉) - und Wartezeit sind wir vollständig und haben uns angemeldet. Wir starten gegen 09.10 Uhr auf die Strecke, die ca. 110km lang sein und uns über den höchsten Straßenpass Nordrhein-Westfahlens (Achtung, externer Inhalt!), den "Kahler Asten" (Achtung, externer Inhalt!) führen wird. Ich bin schon sehr gespannt, denn bei solchen Teams-Events zeigt sich ja immer recht genau, wer in der Gruppe gut agieren kann und wer eher ein Einzelkämpfer tendiert und auf seine Mitstreiter nicht so sehr achtet. 😊 Wer im Team das bei uns jeweils sein wird, dazu habe ich einen Verdacht, der sich im Laufe der Veranstaltung noch bestätigen sollte.


Bereits an der ersten Verpflegungsstation werde ich gedrängelt, schneller zu essen (und wenn man das tut, dann esse ich ja erst recht noch langsamer 😁), damit es weitergehen könnte und finde es schon etwas ätzend. Wir fahren dann noch ein gutes Stück miteinander bevor jemand die Parole ausgibt, dass jetzt den "Kahler Asten" hoch, Jeder und Jede sein/ihr eigenes Tempo fahren dürfte - es wurde nicht gefragt, ob das für alle okay wäre, es wurde einfach eine Ansage gemacht.


Auf dem letzten Stück des Weges auf den "Kahler Asten" kommt uns (meine Kollegin ist super mit mir zusammen gefahren, wir sind in etwa gleich schnell unterwegs) einer der vier Herren, die mit uns unterwegs sind noch einmal entgegen, um uns einzusammeln und erneut mit uns nach ganz oben zu fahren, der Rest ist und bleibt bereits oben an der zweiten Verpflegungsstation. Auch hier muss ich mich wieder hetzten lassen (also, ich lasse mich nicht hetzen, aber es wird probiert ...) bevor wir weiterfahren. Auf der Abfahrt verabschiedet sich dann der erste Mitfahrer, er müsste nach Hause zu Frau und Kindern und würde daher ab jetzt "Gas geben". Aha. 😏 Genau das tut er dann auch und ist weg.

Gut 20km später werden wir gefragt, ob wir den Weg denn auch alleine zurück fänden, obwohl eine Antwort darauf gar nicht erst erwartet wurde, denn eig. war schon klar, dass sich nun auch der Rest der Truppe von uns beiden Frauen absondern und alleine ins Ziel fahren würde. Einer unter den restlichen dreien musste ebenfalls nach hause, daher sollte nun schneller gefahren werden. Ich merke mal kurz an, dass dies ja eig. mal als "Gruppenevent" geplant worden wäre ... und ernte einen komischen Blick und eine seltsame Bemerkung. Danke

Die dritte Verpflegungsstation mitgenommen und im Ziel, nach 113km, mit einem 22er Schnitt angekommen, treffen wir den Rest unserer Truppe (bis auf denjenigen, der zu Frau und Kindern musste, der ist tatsächlich schon weg, der zweite angekündigte Ausfall ist aber, gegen seinen Plan, immer noch bei uns) und sitzen dann noch knapp 2h gemütlich zusammen und unterhalten uns. Das ist wirklich nett und genau dafür macht man ein solches Event doch auch.😉

Nach der Tour treffe ich meine Vermieter vor dem Haus und erzähle, wo ich herkomme. Wie so oft, können sich meine Gegenüber nicht so richtig vorstellen, dass man über 100km mit dem Fahrrad fahren kann ohne tot umzufallen. Es wird sofort darauf hingewiesen, dass man selbst, der man ja schon etwas dicklicher und älter sei, das ja nicht könnte und deshalb E-Bike fahren müsste. Bei derlei Aussagen stellen sich mir innerlich (und auch äußerlich, schätze ich 😉) stets die Haare auf. E-Bikes sind für mich die Versinnbildlichung dessen, was unsere westliche Gesellschaft ist: ein bequemer Haufen, der sich lieber nicht anstrengen möchte und der immer noch glaubt, alle Ressourcen stünden für immer in unbegrenztem Maße zur Verfügung. Das manifestiert sich nun darin, dass wir selbst zum Fahrradfahren, dessen Reiz es ausmacht, dass man sich mit seiner eigenen Muskelenergie (uns sonst nichts) von A nach B bewegen kann, noch Strom verbrauchen und dafür Akkus produzieren, die man hinterher nur noch auf dem Sondermüll entsorgen kann. Wie behämmert ist das denn, Entschuldigung? Wir sprechen darüber, dass wir Energieverbräuche reduzieren wollen und müssen, und speisen nun sogar noch Fahrräder mit Strom. Ich versteh's nicht. Sich anzustrengen, und am Ende zu schwitzen ist halt so schrecklich unbequem, gell? 😊

Das Ganze gipfelt ja mittlerweile schon darin, dass Kinder im Grundschulalter und Jugendliche auch E-Bike fahren - logischerweise, denn wenn die Eltern eines haben, wäre die gemeinsame Fahrradtour dann ja ein sehr ungleicher Kampf zwischen allen daran beteiligten Parteien und so sitzen - gerade hier im Hochsauerland - bereits die Kleinsten auf elektronisch betriebenen Fahrrädern und lernen damit schon nicht einmal mehr, was Fahrradfahren eigentlich ist. Ich persönlich finde das sehr traurig in einer Gesellschaft, in der Übergewicht und sportliches Unvermögen bei Kindern immer öfter auf der Tagesordnung steht. Aber da fahren wir unsere Kinder scheinbar lieber mit dem Auto zum Fußballtraining und zur Schule und setzen es dann zuhause aufs E-Bike - immerhin treten müssen sie dann ja noch. 😉

Unglücklich ist außerdem, dass sich E-Bikes oft gerade solche Menschen kaufen, die seit Jahren nichts mehr mit Radfahren am Hut hatten, und deren Reflexe vllt. auch nicht mehr die allerbesten sind. Und genau diese Menschen sitzen dann auf Fahrrädern, die über 20kg wiegen (und können sie schiebend oft kaum bewegen geschweige denn sie tragen, wenn im Bahnhof mal wieder der Lift ausgefallen ist 😁) und man wundert sich, dass Fahrradstürze mit diesen Dingen weitaus öfter zu schweren Verletzungen führen als mit einem herkömmlichen Rad. Die Kräfte, die dabei wirken, sind, allein aufgrund der höheren Geschwindigkeit der E-Bikes, aber natürlich auch aufgrund des Eigengewichts der Räder, deutlich höher und verletzen im Fall der Fälle auch schon einmal heftiger. Im Krankenhaus, das weiß ich zufällig, wird in der Notaufnahme bei Fahrradunfällen daher mittlerweile als Erstes danach gefragt, mit welcher Art Fahrrad der Unfall denn passiert ist.

Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt Anwendungsfälle, bei denen ich es durchaus für sinnvoll halte, wenn ein E-Bike gefahren wird. Wenn jemand damit z.B. täglich den Arbeitsweg zurücklegt und sich dadurch das Auto spart oder bei älteren Leuten, die ihr Leben lang gerne und regelmäßig Fahrrad fuhren und es jetzt eben einfach nicht mehr so gut können und deshalb etwas Unterstützung benötigen, bei Lastenfahrrädern, mit deren Hilfe schwere Dinge transportiert werden, auch wenn jemand durch die Anschaffung eines E-Bikes sich deutlich mehr mit dem Fahrrad bewegt, lasse ich es mir vielleicht noch eingehen, dass das ein positiver Effekt sein kann ... es gibt also schon einige, aber ich persönlich würde von einem gesunden Menschen mit durchschnittlicher Fitness erwarten, dass er es hinbekommt, mit einem gewöhnlichen Fahrrad vorwärts zu kommen. Die Aussicht darauf, es bequemer zu haben und (wie so oft) die Werbung lässt die Menschheit aber zum E-Bike greifen und wir werden sehen, wohin uns das in den nächsten Jahren führen wird.

Danach dusche ich, döse kurz und telefoniere dann noch mit zwei Freundinnen, die ich beide länger schon nicht mehr gesprochen habe. Den KSM spreche ich m Abend dann auch noch bevor ich, sehr müde, ins Bett falle.

Am Sonntag dann lasse ich es langsam angehen - ich wollte ja mal wieder ausschlafen, Sie erinnern sich? Dementsprechend stehe ich relativ spät auf und frühstücke erst einmal gemütlich. Dann komme ich endlich einmal wieder dazu, eine Stunde Yoga zu machen und mich dabei ordentlich zu dehnen. 


Danach schaffe ich es endlich, unserer Perle einmal das System und die Ordnung in unserem Schranksystem zu erklären: wem welche Teile gehören, wo was drin und nach welchen Prinzipien es geordnet ist. Das System ist mittlerweile ziemlich ausgereift, Klamotten sind nach ihrer Art sortiert und (bei mir zumindest) auch noch einmal nach "bunt" (sehr wenige Teile nur noch) und "unbunt" (das Meiste) sortiert. So muss ich nie wirklich überlegen, was ich anziehen könnte, sondern ich ziehe einfach an. 😊 Blau sind übrigens die Teile des KSM, grün sind meine Teile des Systems. 😉






Am Sonntag ist das Wetter, im Gegensatz zum Vortag, an dem es zumindest trocken war, einigermaßen schlecht und nass, so dass es mir leicht fällt, ihn einfach großteils drinnen zu verbringen. 


Zum Mittag esse ich den zweiten Teil einer Süßkartoffel Kumpir Style (Achtung, externer Inhalt!), die ich mir am Samstag nach dem Rennen bereits zubereitet und dann aber nur zur Hälfte geschafft hatte. 😋


Am Nachmittag drehe ich draußen dann doch noch eine Runde, um die Beine wieder etwas zu lockern und am Abend schaue ich einen Münsteraner Tatort (Achtung, externer Inhalt!), nachdem ich den KSM noch kurz gesprochen habe (der, nach dem Rennen heute, fix und alle ist und früh ins Bett gehen möchte), danach gehe auch ich schlafen.

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