Können Sie sich dran erinnern, dass ich neulich mal am Rande etwas über das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln geschrieben habe und wie ich es sehe? Ich finde ja, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum durchaus einen Artikel wert ist, zumal seine Wichtigkeit ja in der neueren Zeit immer wieder diskutiert wird und da in der Bevölkerung wie auch bei den Menschen, die mich jeden Tag direkt umgeben, ganz unterschiedliche Meinungen dazu herrschen: die eine Hälfte denkt, dass mit Erreichen des MHD *schnipps* das Lebensmittel schlecht ist und schmeißen es *zackbumm* (wie meine Mutter jetzt sagen würde 😊) in den Abfalleimer. Schade eigentlich, denn so entstehen immerhin 6,7 Millionen Tonnen an Lebensmittel, die jährlich bei uns in Deutschland im Müll landen. Das ist nicht nur schade um die Dinge, sondern auch eine echte Geldverschwendung: Aufs gesamte Jahr gesehen, wandern so pro Person Lebensmittel im Wert von rund 235 EUR in die Tonne. Muss das sein?
Die zweite Hälfte sieht die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums mit entwas entspannteren Augen: das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Wegwerfdatum, sondern eine Empfehlung des Herstellers, das Produkt bis zu dieser Frist aufzubrauchen. Denn bis dahin garantiert er die spezifischen Eigenschaften des Produkts, wie Geschmack und Geruch, Farbe, Konsistenz und Nährwert. Mit Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ist ein Lebensmittel also nicht automatisch schlecht. Ich verlasse mich dabei auf meine Sinne: wenn der Joghurt gut aussieht, riecht und schmeckt, ist er meist auch noch gut. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gilt aber nur für das ungeöffnete Produkt bei korrekter Lagerung - klar!
Aber auch bei angebrochenen Packungen oder den Essensresten vom Vortag gilt, Riech- Seh- und Geschmackssinn helfen uns recht zuverlässig zu entscheiden, ob etwas noch genießbar ist oder leider tatsächlich entsorgt werden muss. Es gibt da zwei Mythen, mit denen man aufräumen und eine Sache, die man tatsächlich beachten muss, aber danach kann einem in Sachen "Beurteilen, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist" in meinen Augen schon fast nichts mehr passieren:
1) Mythos: Pilzgerichte dürfen nicht noch einmal aufgewärmt werden. Was für ein Quatsch. Wurden sie gut verpackt und bei der richtigen Temperatur aufbewahrt, sehen noch normal aus, reichen und schmecken auch noch normal, kann man sie durchaus auch mehrmals wieder aufwärmen. Voraussetzung ist allerdings, dass man den Pilzen beim Aufwärmen so richtig einheizt.
2) Mythos: Spinatgerichte dürfen ebenfalls nicht noch einmal aufgewärmt werden. Das ist so auch nicht ganz korrekt. Zwar ist er beim Wiederaufwärmen nicht ganz so unbedenklich wie die Pilze, aber einmal aufwärmen geht in jedem Fall. Spinat gehört zu den nitratreichen Gemüsesorten. Nicht zu empfehlen ist es deshalb, gekochten Spinat lange bei Zimmertemperatur stehen zu lassen. Unter diesen Bedingungen können Bakterien das im Spinat enthaltene Nitrat in Nitrit umwandeln. Den gekochten Spinat sollte man daher schnell abkühlen, abgedeckt in den Kühlschrank stellen und eben höchstens noch einmal erhitzen. Babies und Kleinkinder sollten aufgewärmten Spinat allerdings besser nicht mehr essen.
3) Zu beachten: In geöffneten Konservendosen sollte man gar nichts aufbewahren. Zwar sind Konservendosen von innen meist lackiert - aber auch nicht immer - dieser Lack jedoch kann durch das Öffnen der Dose beschädigt worden sein, so dass die Schutzwirkung nicht mehr gewährleistet ist. Durch die Sauerstoffzufuhr kann das offengelegte Zinn im Material mit den Lebensmitteln in der Dose reagieren (vor allem mit saueren Lebensmitteln) und Teilchen des Zinns können in das in der Dose gelagerte Lebensmittel wandern. Der Zinn landet, wenn er mitgegessen wird, in den Nieren und richtet dort Schaden an. Daher den übergebliebenen Inhalt von Konservendosen unbedingt immer in andere Aufbewahrungsbehälter umfüllen bevor sie gelagert werden!
Ich selbst versuche, möglichst wenig wegzuwerfen (und nein, das gelingt mir auch nicht durchgängig) und sämtliche Lebensmittel zunächst mit allen meinen Sinnen und meinem Verstand zu beurteilen bevor ich entscheide, ob sie noch gut sind oder eben doch weggeworfen werden müssen. Daher habe ich durchaus schon Joghurts gegessen, die bereits seit Wochen über ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum waren, weil an ihnen einfach nichts dran war. Und das Beste: ich lebe noch. 😉
Etwas anderes ist es natürlich mit dem Verbrauchsdatum auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie z.B. Fleisch oder auf Medikamenten. Ist dies überschritten sollte man die Sachen wegwerfen, um die Gefahr auszuschließen, sich an einem möglicherweise verdorbenen Lebensmittel oder Arzneimittel zu vergiften.
In einer Welt, in der eine Milliarde Menschen täglich hungern, sollten wir doch etwas bewusster mit den Lebensmitteln umgehen, die uns glücklicherweise zur Verfügung stehen. Es ist vielleicht richtig, dass das den Kindern in Afrika (Verzeihen Sie meine Schnodderigkeit an dieser Stelle!) im ersten Moment nichts nützt, aber vielleicht im zweiten, in dem die Kapazitäten, die nicht mehr genutzt werden müssen, um für uns Lebensmittel zum Wegwerfen zu produzieren, an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden können.
Unsere Sinne und Instinkte sind möglicherweise manchmal schon etwas verkrustet und überdeckt, also nutzen wir sie doch wieder öfter, und wenn es nur dafür ist, die Bekömmlichkeit eines Joghurts oder eines schrumpeligen Apfels zu beurteilen 😀!
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