Freitag, 18. August 2017

Die Organisation

Dinge zu organisieren macht mir Spaß. Pläne, Listen, Prozesse - all solche Dinge erstelle ich gerne und arbeite danach, meistens wenigstens. Und in dem Fall, in dem ich solche Dinge erstellt und danach gearbeitet habe, geht idR auch alles gut. Manchmal allerdings werde ich übermütig und ich halte derlei Hilfsmittel für überflüssig, dann habe ich am Ende meist irgendetwas entscheidendes vergessen. Und davor habe ich jedesmal wieder, ich gebe es zu, etwas Bammel.

Heute ist wieder einer der Tage, an denen es darauf ankommt, dass alles sitzt, denn morgen ganz früh möchte ich ins Allgäu aufbrechen (von hier ist das schon ein ganz schöner Ritt), um dort bei eben jenem im letzten Post erwähnten Wettkampf anzutreten. Die Unterkunft und den Start habe ich bereits seit längerem organisiert, nun müssen also noch die Sachen gepackt und das Rennrad muss auch noch fit gemacht werden. Warum ich das nicht schon vor ein paar Tagen erledigt habe, kann ich Ihnen auch nicht recht sagen (wahrscheinlich, weil jeden Abend was anderes war: am Dienstagabend bin ich noch mit dem Rennrad gefahren und hatte dann auf Einstellereien daran schlicht keine Lust mehr, am Mittwochabend war ich zum Lauftraining - wegen des Wettkampfes, is ja klar, und gestern Abend bin ich noch eben mit einer Kollegin in die Oper gefahren...). Ich bin manchmal echt ein "auf den letzten Drücker Mensch". Das ist nicht schlimm, wenn alles gut geht, wenn nicht, führt die Hektik aber auch durchaus mal zu Fehlern so wie heute.

Heute Morgen machte sich der Fritz bemerkbar - er ist ein rechter (Öl-)Säufer und heute war es mal wieder soweit: das orange Lämpchen ging an und kündete davon, dass der Ölstand auf ein Minimum gefallen war. Die Bedenken, die ich sonst immer hatte, nämlich, dass ich im Motor sofort einen Kolbenfresser verursachen, wenn ich nicht auf der Stelle Öl nachfüllen würde, hatte ich diesmal nicht, hatte ich mir doch sagen lassen, solange in einem Auto die Lampen orange leuchteten, sei noch nichts kritisch. Den Arbeitsweg würde er also wohl noch ohne Ölnachschub überstehen.

Nach der Arbeit volltanken (wir haben 800km vor uns in den nächsten zwei Tagen, die im Wasser, auf dem Rennrad und die zu Fuß noch nicht mitgerechnet 😉), dann einkaufen, dann nach hause fahren.

Dort nur mal eben kurz Öl nachfüllen... und da war er schon der Fehler: mal eben kurz. Weil es mich so nervt, dass Fritzchen verhältnismäßig oft nach Öl fragt und ich deshalb schon einen 5l Kanister im Keller stehen habe, beschließe ich diesmal, einfach etwas mehr einzufüllen. In der Betriebsanleitung kann ich keine Angabe darüber finden, wie viel Öl in so einen Fritz überhaupt reinpasst, gehe von 2l aus und schütte munter drauf los. Als ich nachher mit dem Prüfstab prüfen möchte, ob es genug ist, stell ich fest, dass der Ölspiegel wohl ca. 3cm höher liegt als er das optimalerweise tun sollte. Nun ist guter Rat teuer. Wie bekomme ich das Öl da wieder raus? Ich lese im Netzt nach und finde Artikel darüber, dass zu viel Öl im Motor schlimme Schäden verursachen kann. Na, bravo! Den Papa anrufen hilft vielleicht... der rät mir, das Öl mit einem Schläuchlein wieder aus dem Öltank zu saugen. Dafür bräuchte ich erst einmal ein Schläuchlein.

Ich hole mir den Autoschlüssel der Nachbarin, um morgen ganz früh eines im nächsten Aquarienfachgeschäft zu besorgen. Dann fällt mir ein, dass der Nachbar ja vielleicht eines haben könnte, in seiner Garage. Der kommt, hat aber nur einen Gartenschlauch, der nicht transparent ist, weshalb man nicht sehen würde, wann das Öl kommt. Und überhaupt ist der Motor noch knallheiß, ich bin ja gerade erst von der Arbeit gekommen, damit das Öl mit großer Wahrscheinlichkeit auch und es mit dem Mund und einem Schlauch anzusagen geht schon allein deshalb nicht, weil in dem Einfüllstutzen (vermutlich mit Hintergedanken) nur ein ganz kleiner Schlitz ist, durch den das Öl in den Tank sickern kann, in den ein Schlauch und selbst ein Schläuchlein überhaupt nicht reinpassen würden. Der Nachbar verbietet mir, überhaupt nur daran zu denken, da mit einem Schlauch zu hantieren ("Die Gesundheit geht vor." Wie wahr!) und empfiehlt mir eine Autowerkstatt, die nicht weit weg ist und morgen schon zeitig öffnet. Ob ich dort hinfahren sollte weiß ich nicht, ich will den Fritz ja nicht am Ende wirklich kaputt machen, aber ich werde zeitig dort anrufen und um Hilfe fragen, damit das Öl "zu viel" aus dem Tank wieder herausbefördert wird - idealerweise wieder zurück in meinen 5l Kanister. 😊 Merke: hektischer Aktionismus hilft überhaupt nicht weiter, denn in der Ruhe und der Überlegung liegt die Kraft.

Sämtliche meiner Taschen habe ich im Anschluss gepackt. Listen hatte ich zwar keine, bin allerdings im Geiste sämtliche Aktivitäten, die mir bevorstehen durchgegangen und habe eingepackt, was ich dafür jeweils benötigen würde. In den Wettkampfrucksack habe ich die Sachen so gepackt, dass die Wettkampfklamotten oben liegen, die Sachen zum Duschen und die frischen Klamotten für danach eben unten. Ich habe eine Sonnencreme dabei, falls es, wider Erwarten, am Sonntag brennend sonnig wird und überhaupt, ich habe eine Mülltüte eingepackt, die ich vorher nutzen kann, um den Neo über die Beine und Arme zu bekommen und hinterher, um das nasse Ding darin zu transportieren. Ich habe Gels dabei und Müsliriegel, falls ich vorher und auch während des Wettkampfes etwas essen muss und sogar an eine Radflasche habe ich schließlich noch gedacht (die vergesse ich nämlich gerne). Ich habe auch einer einschlägigen Wetterseite im Netz das Wetter für Sonntag nachgesehen und mir auch ein paar wärmere Kleidungsstücke eingepackt, beschlossen, wie ich meine Haare machen werde (zusammenflechten), welche Klamotten ich morgen anziehe und ein Schlafdress in der Tasche verstaut. Nun heißt es hoffen, dass wirklich alles mitfährt, was gebraucht wird.

Um 22.00 Uhr dann begann ich, mein Rennrad noch herzurichten - das ist eine Superzeit, wenn man davon sowieso schon nicht allzu viel Ahnung hat... Mithilfe einiger Youtube Videos, manche davon kenne ich mittlerweile schon fast auswendig, gelang es mir jedoch, meine Schaltung einzustellen, die Bremsbeläge zu wechseln sowie die Bremse im Anschluss zu öffnen, damit die neuen Bremsbeläge das Hinterrad nicht blockieren. Im Moment macht alles denk Eindruck, als würde es funktionieren.

Nachdem ich nun alles einigermaßen erfolgreich erledigt habe, fällt mir wieder ein, dass am vergangenen Dienstag ein Kollege von mir in der Nacht gestorben ist - einfach so, aufgestanden und weg. Er war noch nicht alt und es gab keine Anzeichen, dass ihm das bevorstünde. Und jetzt denke ich wieder: man macht anderen und vor allem sich selbst im Leben - ob auf der Arbeit oder auch privat - manchmal so einen Stress: alles muss mit, alles muss perfekt sein, alles muss stimmen, dabei sind es ganz andere Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind und da ist es letztlich egal, ob ich an die Radflasche gedacht habe oder nicht, denn, wenn nicht, findet sich dafür schon eine Lösung. 😊

Und jetzt: wünschen Sie mir Erfolg! 😀

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