Am Montag, nachdem wir uns am Wochenende vorher noch in der Sockenstadt mit anderen Menschen treffen konnten und als bei unseren Kollegen in Italien die Krise schon voll zugeschlagen hat (Firmen stehen still, die Menschen dürfen ihre Häuser nur noch für notwendige Gänge verlassen ...), trifft uns die Corona Krise auch in Deutschland.
Da das Virus sehr ansteckend ist und daher leicht von einem Menschen an verhältnismäßig viele andere Menschen weitergegeben wird und die Krankheit bei einer recht hohen Anzahl von Menschen außerdem dazu führt, dass sie auf Intensivstationen von Krankenhäusern behandelt und beatmet werden müssen, sind Firmen, Restaurants, Geschäfte und alle weiteren Einrichtungen, an denen Menschen im Normalfall länger in räumlicher Enge miteinander ausharren, dazu angehalten zu schließen oder ihren Betrieb soweit zu reduzieren, dass die Gefahr der Ansteckung für den Einzelnen so weit wie möglich reduziert ist. Die deutsche Regierung hat Angst, dass bei einem normalen Krankheitsverlauf, der nicht durch Gegenmaßnahmen beeinflusst wird, zu viele Menschen eine Intensivbehandlung bräuchten und das Gesundheitssystem dieser Belastung nicht standhalten würde.
Das Virus, das bereits in China gewütet und dort die Wirtschaft lahmgelegt hat, hat nun auch in Deutschland Fuß gefasst und vor allem im Nordrhein-Westfalen (raten Sie mal, wo ich jetzt wohne?!), Bayern und Baden-Württemberg bereits viele Menschen angesteckt. Über die Faschingszeit, in der die Menschen ja dazu neigen, sich in großen Gruppen zu treffen, hat sich das Virus richtig ordentlich verbreiten können, nun - ein paar Wochen später - kommen die Folgen dessen richtig zum Tragen.
In der Strumpffirma wird beschlossen, dass ab Dienstag für die nächsten Wochen im Homeoffice gearbeitet und ein Plan ausgearbeitet werden wird, der dabei helfen soll, dass in jedem Büro in naher Zukunft immer nur ein Mitarbeiter bei der Arbeit sitzt. Glücklicherweise sind wir, was das Arbeiten aus dem Homeoffice angeht, gut ausgestattet, besteht in unserer Abteilung doch der prinzipielle Anspruch darauf, ein Tag Homeoffice/Woche machen zu dürfen. Das Bistro (mein großer Schatz - Sie erinnern sich?) wird auf unbestimmte Zeit geschlossen 😁 und auch der Yogakurs am Montagabend fällt dem Coronavirus zum Opfer und darf, wegen Ansteckungsgefahr, bis auf Weiteres nicht mehr stattfinden. Nach einem expliziten Hinweis darauf, dass wir doch an ein Netzkabel für den Laptop zuhause denken sollen, packe ich also am Abend meinen Rechner, ein Netzkabel und ein paar Ausdrucke ein, mit denen ich von zuhause aus arbeiten möchte. Am Abend mache ich kurzerhand einen Yogakurs von zuhause aus, anhand eines YouTube-Videos von Juloveyoga (Achtung, externer Inhalt!) - die ich sehr empfehlen kann 🙏😊😆 - schlafe bei der Endentspannung ein, werde um 0.50 Uhr wieder wach, ärgere mich über mich selbst und gehe dann schnell ins Bett.
Leider habe ich meine Rechnung ohne die verschiedenen Steckerformate der Netzkabel gemacht und muss am Dienstagmorgen feststellen, dass ich zwar ein Netzkabel eingepackt habe, dessen Anschluss wohl zu meiner Dockingstation auf der Arbeit, nicht allerdings zu meinem Laptop passt. Dafür benötige ich ein anderes Anschlussformat. Morgens bin ich noch frohen Mutes, dass der Akku diesen einen Arbeitstag zuhause auch ohne Netzkabel durchhalten wird, muss aber, nach der Video-Teambesprechung, schnell feststellen, dass dem doch nicht so sein wird. Ich telefoniere also die IT-Abteilung an, in der, den Umständen geschuldet, heute ziemlicher Trubel herrscht, lasse mir ein Netzkabel herauslegen und radele in die Firma, um mir das Kabel dort abzuholen. Weil ich schon einmal da bin und mir auch diese noch fehlt, nehme ich vor Ort angekommen, dann auch noch eine kabellose Maus mit ins Homeoffice. Dummerweise habe ich das HDMI-Kabel, das ich brauche, um meinen externen Monitor mit meinem Laptop zu verbinden dann doch vergessen. Das ist allerdings nicht so schlimm, werde ich doch diejenige aus meinem Team sein, die am Mittwoch aus dem Büro heraus arbeiten wird. Den Rest des Tages arbeite ich also von zuhause aus.
Am Abend absolviere ich alleine (!) das Lauftraining der örtlichen Laufgruppe, die mich - dankenswerterweise - bereits in ihre WhatsApp-Gruppe mit aufgenommen hat, in der das Programm für diese Woche schriftlich ankam. 😊
Am Mittwoch ist es in der Firma recht gespenstisch-leer. Türen stehen idR offen, damit man sie nicht mit den Händen anfassen muss, die Desinfektionsmittelspender sind gut gefüllt und überall hängen Hinweise für eine gute Händehygiene. Alle halten sich an die Vorgaben: wir halten Abstand, unterhalten uns nur über die Distanz und nutzen die Küchen so wenig wie möglich. Am Mittag hole ich mir ein Mittagessen bei der örtlichen Metzgerei, wo darum gebeten wird, dass nicht mehr als 5 Personen gleichzeitig im (zugegeben recht großen) Verkaufsraum sein sollen und das Mittagessen zwar angeboten wird, dort allerdings nicht mehr gegessen werden kann, sondern mitgenommen werden muss. Es gibt durchaus Menschen, die die neue Situation noch nicht verstanden haben und sich über diese Veränderungen beklagen, aber auch die müssen sich der Situation beugen. Was muss, das muss eben.
Nachdem das erste internationale Rennen des Jahres in Australien für den KSM im Januar ja aufgrund von logistischen Problemen ausgefallen ist (und er daher über meinen Umzug zwei Wochen unverhofft mit mir sein konnte - Sie erinnern sich?), fällt nun auch die erste Runde des nationalen Rennens, bei dem er Teil des Teams sein sollte, aufgrund von Corona ins Wasser und er steht diese Woche bereits am Donnerstagabend bei mir vor der Tür (er hatte für das Rennen am Freitag bereits Urlaub genommen und dieser bleibt trotzdem bestehen). Die Krise hat also auch ihre guten Seiten. 😊
Am Freitagmittag, nach mehreren beruflichen Hiobsbotschaften, die Maßnahmen verkünden, die in einer Zeit, in der Geschäfte geschlossen sind und Umsätze dort, genau aus diesem Grund, einfach ausbleiben, notwendig und richtig sind, beschließe ich also die erste Woche im Homeoffice und begebe mit mit dem KSM zum Wocheneinkauf in die Strumpfstadt: wir haben die kommende Woche gut geplant und alles aufgeschrieben, was wir brauchen werden, damit wir beide satt werden, denn es hat sich herausgestellt, dass auch der KSM zunächst einmal nicht mehr zurück an seinen Arbeitsplatz kann (an dem er nun einmal zwangsläufig viel mit anderen Menschen in Kontakt kommt) - er muss/darf allerdings erst einmal Überstunden (die er reichlich hat) für die Pause abbauen.
Am Freitagabend verkündet - während sich in anderen Bundesländern die Menschen noch zu "Corona-Parties" (Achtung, externer Inhalt!) zusammenfinden und den Ernst der Lage noch nicht begriffen zu haben scheinen - der Bayerische Ministerpräsident (Achtung, externer Inhalt!) Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung in Bayern. In zwei Gemeinden nahe der alten Heimat (Mitterteich und Hohenberg/Eger - Achtung, externe Inhalte!) besteht bereits ein Ausgangsverbot. Ausgegangen werden darf nur noch für lebenswichtige Anliegen: den Besuch im Supermarkt, den Gang zum Arzt oder zur Apotheke. Es ist nicht erlaubt, sich in Gruppen - abgesehen von der eigenen Familie, die allerdings noch zusammenleben muss - zu treffen. Dementsprechend sind mein Bruder und auch meine Eltern nun an ihre Unterkünfte gebunden, Treffen sind erst einmal nicht mehr möglich. 😳
Das Wochenende wird ruhig, der Hashtag #stayhome erfährt auf den sozialen Medien enormen Zuspruch, die Bevölkerung rottet sich zusammen, um - in sozialer Distanz zueinander - gemeinsam der Verbreitung des Virus' Herr zu werden. Wir kochen Suppe und backen einen Kuchen. 😋
Am Sonntagmorgen überrede ich den KSM, mit mir zusammen, ein bisschen Wellness zu machen - erst einmal über kochendem Wasser schööön die Poren öffnen und dann das Gesicht (mit einer Maske) reinigen. Harrlisch! 😂
Am frühen Sonntagnachmittag stiefeln wir drei Stunden auf einem Zubringerweg des Rothaarsteigs herum und passieren einige Wirtshäuser und Pensionen, die allesamt aufgrund der Viruskrise, geschlossen haben. Es ist wirklich etwas skurril, aber eben wohl notwendig.
Skurril ist übrigens auch, dass - aufgrund der Zwangspause, die die Menschheit gerade einlegt, die Natur sich recht schnell und auch sichtbar erholt: in der Bucht von Triest wurden - aufgrund der ausgesetzten Schifffahrt - wieder Delfine gesichtet, die Kanäle in Venedig sind - auch weil keine Schiffe mehr fahren - so sauber wie schon lange nicht mehr und die Luftverschmutzung über China ist, wie auf Satellitenbildern deutlich sichtbar, extrem zurückgegangen.
Wo auch immer diese Krise hinführt und wie auch immer sie verlaufen wird, ich kann nur für die Menschheit hoffe, dass sie in dieser Zwangspause sich auch einmal die Zeit nimmt, darüber nachzudenken, was, das zu diesen sehr positiven Veränderungen geführt hat, wir über die Krise hinaus beibehalten können, das langfristig vielleicht wieder zu einer lebenswerteren Umwelt führt. Man muss schon mit Blindheit geschlagen sein, um nicht zu sehen, wie gut, einige dieser Veränderungen unserer Erde tun.
Nach dem Abendessen, das mit einem Dessert (Quark mit Bananenchips, Ahornsirup und Schokostreuseln) endet, erwarten wir mit Spannung die Tagesschau um 20.00 Uhr, um zu erfahren, ob die Bunderegierung nun die Ausgangbeschränkungen, die in Bayern bereits beschlossen wurden, wohl auf die ganze Republik ausweiten wird. Sie tut es nicht, sondern setzt auf die Vernunft des einzelnen Bürgers und der einzelnen Bürgerin, die den Ernst der Lage mittlerweile begriffen und selbständig für sich beschlossen haben sollte, die Bemühungen, Ansteckung zu vermeiden, durch das eigene Handeln zu unterstützen. Gehen wir's an! 😊
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